#CoronaEltern Reloaded

#CoronaEltern, #CoronaElternRechnenAb… ein Aufschrei nach dem anderen geht durchs Netz und was macht die Politik? Beschwichtigen, nicht ernst nehmen und Angebote für Eltern herunterfahren.

„Ausnahmezustand? Quatsch, was stellt ihr Eltern euch so an? Da könnt ihr doch endlich mal Zeit mit euren Kindern verbringen. Wozu habt ihr denn Kinder?“

Das alles hört und liest man in der letzten Zeit im Netz. Ich bin sauer, wütend, enttäuscht und endlos müde…

Ach, Corona, du machst mich so müde…

Gestern war mein absoluter Tiefpunkt der mittlerweile 9 Wochen Corona-Zwangs-Ferien. Ich war so müde und frustriert, dass ich irgendwann am Nachmittag nur noch alleine sein wollte, ohne Verantwortung für die Kinder zu haben und mir permanent die Tränen über die Wangen liefen. Zum Glück kam kurze Zeit später mein Mann vom Arbeiten und Einkaufen nach Hause, um mir die Kinder, die davon ebenfalls ziemlich mitgenommen waren, erst mal abzunehmen.

Immerhin hatte ich vier Tage in Folge viel zu wenig geschlafen, weil das Aprilmädchen anscheinend gerade neue Zähne bekommt und mich die halbe Nacht wach gehalten hat. Und in diesem völlig übermüdeten Zustand habe ich die folgenden für alle Eltern frustrierenden Nachrichten gelesen:

  • Die Corona-Elterngeldentschädigung soll nicht verlängert werden, da Kitas und Schulen ja jetzt zunehmend wieder geöffnet sind.
    Soweit ich weiß, sind das je nach Bundesland aktuell 2,5 – 4 Stunden Kita bzw. Schule an ca 2-4 Tagen die Wochen, wenn die Eltern nicht systemrelevant sind. Wie man in dieser Zeit arbeiten soll, finde ich fraglich. Kurze Zeit später wurde die Meldung allerdings teilweise dementiert.
  • Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) ist der Meinung, dass es sich ja gar nicht um einen Ausnahmezustand handelt. Schließlich dauere die Situation aktuell gerade mal zwei Wochen länger als die regulären Sommerferien und Steinbach meint: „Ich würde mich freuen, wenn zum Teil die Eltern auch mal wieder ihre Kinder richtig kennengelernt haben.“
    Im Ernst?! Dass die aktuelle Situation aus so vielen Gründen so gar nicht mit Sommerferien vergleichbar ist, brauche ich an dieser Stelle wohl niemandem erklären.
  • Gleichzeitig dürfen Restaurants und Friseure wieder öffnen, die Bundesliga geht weiter und Luftfahrt-Konzerne und Automobil-Industrie werden staatlich unterstützt.

Warum hat die Zukunft unserer Kinder noch immer keine Lobby?

Und warum haben Eltern keine Lobby? Warum hält es niemand für nötig, die Kinder zu unterstützen, die immerhin die Zukunft dieses Landes sind und die sich auch nach ein wenig Normalität und weniger gestressten Eltern sehnen? Warum?! Ich verstehe das einfach nicht.

Und was es für mich noch trauriger macht: Ich bin privilegiert. Ich habe einen Partner, der Vollzeit arbeiten geht, muss mich „nur“ um zwei Kinder im Kindergarten-Alter kümmern und bin aktuell noch in Elternzeit. Kein Home Office, kein Home Schooling, keine Existenzängste, nur Vollzeit-Home-Kita und trotzdem bin ich nach neun Wochen einfach müde und erschöpft.

Und ich frage mich: Wenn es mir schon so schlecht geht, wie geht es dann euch anderen Eltern mit Doppelt- oder Dreifach-Belastung und / oder mehr Kindern? Wie macht ihr das, wenn ich schon völlig fertig bin nach diesen neun Wochen und das Ende ist weiterhin nicht absehbar?

Corona, gib mir mein Leben zurück!

„Corona bleibt ja jetzt hier und geht erst mal nicht mehr weg, bis es irgendwann einen Impfstoff gibt“, sagte eine befreundete Mutter diese Woche zu mir, als wir uns endlich mal wieder auf einen verhältnismäßig leeren Spielplatz getraut haben und unsere Kinder friedlich miteinander im Sand gespielt haben.

Wir überlegten gerade, in welcher Form „Normalität“ möglich ist und wie viel Kontakt zu Großeltern, anderen Kindern und deren Familien wir unseren Kindern – zumindest mit Sicherheitsabstand – verantwortungsvoll ermöglichen können. Schließlich können wir unsere Kinder nicht langfristig von allen sozialen Kontakten isolieren.

Dieser Satz, den sie da sagte, hat irgendwie in mir nachgehallt. Ich glaube, ich wünschte mir bis dahin immer noch, alles wäre nur ein böser Traum. Wie gerne würde ich endlich aus diesem Traum aufwachen und mein altes vor-Corona-Leben zurück haben. Und dieser ganze Frust und die Trauer darüber, dass dieses Leben auf absehbare Zeit nicht zurückkehren wird, musste gestern wohl raus.

Was ich am schlimmsten finde, wenn man Kräfte- und Launen-technisch ganz unten angekommen ist? Wenn es niemanden interessiert! Der Staat kümmert sich weiterhin nicht um uns #CoronaEltern. Das macht mich so furchtbar wütend und enttäuscht.

Die Unsicherheit geht weiter…

Was darf ich, was darf ich nicht? Mit wem dürfen wir uns treffen? Zwei Familien untereinander? Oder darf man am Ende zu Hause doch tun und lassen, was man möchte, wie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet diese Woche noch einmal in einem Podcast-Interview gesagt hat (etwa bei Minute 20, für alle, die nicht das ganze Interview anhören möchten)?

Wann können die Kinder zurück in die Kita im halbwegs normalen Regelbetrieb? Können wir im Sommer in den Urlaub fahren – zumindest mal ans Meer? Oder besser nicht?

Wie wird die Kita-Eingewöhnung vom Aprilmädchen in Corona-Zeiten ablaufen, die ab August bei uns ansteht? Gibt es überhaupt so etwas wie eine Eingewöhnung? Oder dürfen Eltern die Kita weiterhin nicht betreten und dürfen ihre Kinder lediglich an der Kita-Tür abgeben?

Darf ich mich draußen auf einer Wiese so ganz offline mit meinem Sportkurs treffen? Vorausgesetzt, dass wir alle einen Sicherheitsabstand einhalten und jeder auf seiner Sportmatte bleibt?

So viele Fragen und kaum Antworten und so vieles, was mir Sorgen macht. Alles ist so kompliziert, keiner weiß irgendwas. Teilweise kann nicht mal das Ordnungsamt eine ordentliche Auskunft geben oder die verschiedenen Ordnungsämter der einzelnen Städte widersprechen sich gegenseitig.

Die Luft ist raus

Ich bin einfach so vieler Dinge müde und überdrüssig. Wo am Anfang der Krise Zusammenhalt und die von den Kindern gemalten Regenbogen der Hoffnung mit #AllesWirdGut dominiert haben, verbreiten sich jetzt verstärkt Verschwörungstheorien und gegenseitige soziale Häme.

Allen voran, an so vielen Stellen, immer wieder der Vorwurf, dass wir Eltern besser keine Kinder hätte kriegen sollen, wenn wir das Zusammensein mit den Kindern 24/7 gerade so anstrengend finden. Auch das macht mich und viele andere Eltern – wie auch Nathalie letzte Woche geschrieben hat – wütend und zeugt von so viel Unverständnis, dass mir die Worte fehlen.

Ich hoffe nur, dass die Politik sich irgendwann endlich mal um die Belange der Eltern und der Kinder kümmern wird – auch wenn offensichtlich alles andere dringender und wichtiger ist. Und ich hoffe, dass es dann nicht zu spät ist und viele Eltern völlig ausgelaugt sind oder im Burn-Out landen. Und für die Kinder hoffe ich, dass wir Eltern es weiterhin irgendwie noch schaffen, uns um die Bedürfnisse ihrer Kinder zu kümmern und weiter für ihre Belange zu kämpfen.

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