Ein Gastbeitrag von Nadine
Dieser Gastbeitrag ist Teil 3 der Artikel-Serie zu Corona, Feminismus und Gleichberechtigung.
Sicher rollen viele Menschen jetzt erst mal mit den Augen und fragen sich, warum ich einen Artikel über Feminismus schreibe, obwohl es doch mittlerweile sogar eine Frauenquote gibt! Jaaa, aber Feminismus steht doch auch noch für so viel mehr, wenn man etwas weiterdenkt.
Ich möchte dir erzählen, wie ich Alltag und Job unter einen Hut bringen musste – als Mama, Ehefrau und Arbeitnehmerin.
Feminismus und Alltag
Nachdem meine Elternzeit um war und ich keinen weiteren Anspruch auf Elterngeld hatte, musste ich wieder arbeiten gehen. Unser Sohn war gefühlt noch viel zu jung für den Kindergarten, aber das ist unserer Politik ja egal.
Ich durchlebte einen richtigen Zwiespalt in mir und einen großen Trennungsschmerz. Es half ja alles nichts, ich musste definitiv wieder Geld verdienen und brauchte eine Fremdbetreuung für meinen Sohn.
Nachdem mein Kind eine gute Eingewöhnung im Kindergarten hatte, konnte ich schon besser loslassen. Ich merkte, dass es ihm dort gefiel. Jetzt begann die Arbeitssuche, denn meinen alten Job wollte ich erst mal nicht ausüben. Mir war der Weg dorthin zu weit und die Fremdbetreuung sollte auf ein Minimum beschränkt sein. Für mich war schon immer klar, dass ich mein Kind nicht in den Kindergarten gebe, um mehr Freizeit für mich zu haben oder um den Haushalt zu schmeißen. Der einzige Grund, den ich für mich akzeptierte, war der, dass ich Geld verdienen musste.
Haushalt, Ehefrau und Mutter sein sind übrigens (unbezahlte) Jobs, auch wenn das sehr typisch nach Feminismus klingt!
Ich hatte großes Glück, dass mein Sohn schon die nötige seelische Stabilität hatte, um mit seinen fast 2 Jahren, in den Kindergarten zu gehen. Doch das ist ja nicht bei jedem Kind so. Oft habe ich erlebt, wie die kleinen Zwerge morgens am Zaun standen und förmlich nach ihren Eltern geschrieen haben. Das ging einen durchs Mark! Und mittags, wenn ich um 12 Uhr meinen Sohn abholte, da standen diese Kinder immer noch (oder wieder) am Zaun, allerdings war für sie erst um 15 Uhr Abholzeit.
Kritik an unserem Staat
Kinder unter 3 Jahren können ja noch gar nicht richtig verbal kommunizieren. Die Erzieher:innen müssen sie also schon sehr gut kennenlernen, um unseren Kids das Gewünschte von den Lippen ablesen zu können. Das ist eine enorme Aufgabe, denn man hat ja oftmals mehrere Kinder gleichzeitig zu betreuen. Ich kann also die Sorge vieler Eltern verstehen, wenn sie Angst davor haben, dass ihr Kind im Kindergarten nicht verstanden wird.
Früher (ist eigentlich noch nicht so lange her) gab es einen finanziellen Ersatz für alle Eltern, die ihre Kinder daheim betreuten. Leider hat die Politik diesen wieder abgeschafft. Als Begründung wurde oft genannt, dass das Geld nicht für die Kinder genutzt wurde. Das wage ich zu bezweifeln. Viel mehr hat der Staat doch das Geld für den Ausbau in die U3-Plätze gebraucht und deshalb den Zuschuss abgeschafft (meine Theorie). Doch hat uns Eltern und unsere Kinder jemand gefragt, ob wir das wollen?
Warum kann nicht jede Familie für sich selbst entscheiden, ob ihr Kind daheim (mit Zuschuss vom Staat) oder im Kindergarten / bei der Tagesmutter betreut wird?
Feminismus und Job
Um mehr Zeit mit meinem Kind zu haben, suchte ich mir also einen Job, den ich in der Nacht ausüben konnte. Da gab es nicht viel Auswahl und es ging mir nicht darum, dass der Job Spaß machen musste oder gar mein Traumjob werden sollte. Oberste Priorität bei der Suche war, dass ich nachts arbeiten wollte, ich genug verdienen musste und der Fahrtweg nicht allzu lange sein durfte.
Zum Glück ging es dann ganz schnell und ich bekam einen Job als Staplerfahrerin. Tatsächlich kam auch hier wieder der Feminismus ins Spiel, denn dieser Job wird eigentlich nur von Männern ausgeführt.
Fazit: Man hat es schwer, als Frau in diesem Beruf Fuß zu fassen, aber es machte mir unglaublich viel Spaß einen Staplerschein zu machen und dieses eine Jahr in diesem Beruf zu arbeiten.
Wieder schwanger und plötzlich keinen Job mehr
Nachdem ich wieder schwanger war und mein Vertrag kurz vor der Verlängerung stand, wurde er es dann natürlich nicht. Kein Wunder, was will man denn auch mit einer Schwangeren in diesem Job? Denn Schwangere dürfen in der Nacht nicht arbeiten und auch nicht schwer heben.
Also hätte dieser Arbeitgeber mich freistellen müssen und es wären ihm trotzdem laufende Kosten durch mich entstanden. Hier kommt wieder der Feminismus: Kein Vorwurf an den Arbeitgeber, sondern an unser System! Ein Mann kann nicht schwanger werden und bietet einem Arbeitgeber dadurch mehr Sicherheit.
Elterngeld
Nachdem ich das Jahr im Berufsleben wieder voll hatte, durfte ich mich also wieder meinem Traumjob widmen. Auch hier übe ich wieder massiv Kritik an unserem System aus!
In diesem Job bekomme ich keine monetäre Vergütung und werde auch nicht nach meiner Leistung bewertet. Nichts desto trotz erfüllt er mich so unglaublich, dass ich ihn freiwillig mein Leben lang ausüben möchte und gerne bereit bin, unbezahlte Überstunden zu machen – Ich rede davon Ehefrau, Hausfrau und Mama zu sein…
Und zu guter Letzt möchte ich dann noch den Schlag von Männern erwähnen, die während der Elternzeit der Frau ständig betonen müssen, dass sie ja der Ernährer der Familie sind und die Frau ja nur daheim wäre und kein Geld zum Haushalt beisteuern würde. Kommt dir das bekannt vor?
Feminismus braucht es nicht? Ich hoffe ich konnte dir etwas die Augen öffnen…
Herzensgrüße,
Nadine von Villa-Kunterbunter
Über Villa-Kunterbunter:

Namasté, mein Name ist Nadine vom Familienblog Villa-Kunterbunter. Bei mir geht es hauptsächlich um DIYs. Viele Ideen sind Montessori inspiriert und von meinen Kindern getestet.
Mein Sohn ist 4 Jahre, meine Tochter ist 15 Monate. Aber auch das Thema Homeschooling und Zero Waste beschäftigt mich immer wieder im Alltag. Du merkst, meine Welt ist „kunterbunt“…
Weitere Teile der Artikelserie:
In Teil 1 der Artikel-Serie zu Corona, Feminismus und Gleichberechtigung geht es darum, ob und wie sich der Feminismus in der Corona-Krise verändert hat.
In Teil 2 schreibt Johanna über das Thema Alltagsfeminismus und wie ein alltagsfeministisches Zusammenleben gelingen kann.
Sabine
Hallo Nadine,
danke für deine Sicht auch wenn das so fernab von meinem Leben ist ….
Mir ist nicht ganz klar, worauf du hinauswillst, denn mir kommt das wirklich nicht bekannt vor weder in meiner eigenen Ehe noch im Freundeskreis.
Wieso brauchtest DU denn eine Fremdbetreuung für DEINEN Sohn? Der Staat soll hier und da einspringen, dein Ehemann und Vater aber scheinbar nicht.
Wenn du schon nur arbeiten gehst, weil ihr das Geld braucht für die Fremdbetreuung und hierbei ein Plus am Ende rauskommt (ich nehme an, vor allem durch die Nachtzuschläge), wieso bist du denn dann so schnell wieder schwanger geworden? Da war doch mit Sicherheit das Elterngeld noch geringer als bei deinem Sohn.
Ist natürlich deine/eure ganz persönliche Entscheidung aber dann auch gleich wieder nach dem Staat zu rufen, finde ich ein wenig zu kurz gedacht.
Viele Grüße,
Sabine