Wie man eine Ja-Umgebung für Kinder schafft
Wie oft sagst du „Nein“ zu deinem Kind? An manchen Tagen vielleicht viel zu oft und du merkst, wie dein Kind frustriert wird, weil es ständig ein Verbot hört und nicht das tun darf, was es gerade möchte.
Kleinkinder verstehen kein Nein
Besonders kleine Kinder verstehen die Worte „Nein“, „nicht“ oder „kein“ im Satzbau noch gar nicht und hören daher die gegenteilige Botschaft heraus. Aus diesem Grund solltest du verstärkt positive Botschaften formulieren – ohne die Worte nein oder nicht.
Manche ältere Kinder werden dem Wort „Nein“ gegenüber nach einer Weile gefühlt taub. Da hilft es, sich als Eltern zu überlegen, wann das Nein wirklich nötig ist und wann ihr auch mit einem Ja leben könntet. Je sparsamer du mit dem Nein umgehst, desto wahrscheinlicher wird dein Kind darauf reagieren. Wichtige Verbote wie im Straßenverkehr, bei Steckdosen, Herd, Backofen usw. sollten natürlich immer bestehen bleiben.
Ist mir das Nein wichtig? Oder ist es ein Nein aus Bequemlichkeit?
Aber bei anderen Dingen kannst du dir überlegen, warum du auf ein Nein bestanden ist und ob dir das wirklich wichtig ist oder du nur „Nein“ gesagt hast, weil man das so macht oder weil es für dich bequemer ist. Kannst du deinem Kind an dieser Stelle entgegen kommen oder ist dir dieses Nein wirklich wichtig?
Darf dein Kind mit dem Essen spielen oder ist das ein No-go für dich? Muss es am Tisch sitzen oder darf es beim Essen auch stehen oder unter dem Tisch sitzen? Bei solchen Situationen kannst du das „Nein“ durchaus aufgeben, wenn das für dich und deine Familie umsetzbar ist.
Danielle und Katja vom Gewünschtesten Wunschkind schlagen in ihrem Artikel über das „Nein“ sagen zur Entscheidungshilfe die folgenden Fragen vor, um zu entscheiden, ob du wirklich nein sagen möchtest oder musst:
- Ist es lebensgefährlich?
- Ist es problematisch, wenn es kaputt geht?
- Ist das „Nein“ ein „Nein“ aus Bequemlichkeit?
- Sind die Kinder entwicklungspsychologisch in der Lage, das „Nein“ einzuhalten?
- Kann ich mit einem „Ja“ für immer leben?
Wie bereits gesagt, an vielen Stellen, besonders wenn Gefahr droht, ist ein Nein natürlich (lebens-)wichtig. Aber oft gibt es eben Handlungsspielraum und den lohnt es sich anhand dieser Fragen zu prüfen.
Eine Ja-Umgebung schaffen
Gerade für kleinere Kinder solltest du versuchen, in eurem Zuhause eine Ja-Umgebung zu schaffen, indem du Gefährliches wie Steckdosen sicherst und anderes wie Blumen oder Zerbrechliches weg oder auf einen hohen Schrank räumst. Und schon brauchst du sehr viel seltener „Nein“ sagen. Das gleiche kannst du natürlich auch für Balkon und/oder Garten tun.
Wie wir Kindern Handlungsalternativen bieten
Handlungsalternativen: was ist das denn? Man könnte es auch achtsame Sprache oder positive Kommunikation nennen.
Tatsächlich sagen wir unseren Kindern eben oft nur, was sie NICHT tun sollen, also statt Dinge zu verbieten, sollten wir sagen, was wir uns von ihnen wünschen. Aus diesem Grund ist die Ja-Umgebung so wichtig. Wir können ihnen dabei aber auch eine Alternative bieten, was sie stattdessen tun könnten.
Ein paar Beispiele gefällig?
- Statt „Du sollst nicht Deine Schwester hauen“ kannst du sagen ➡ „Hörst Du bitte auf Deine Schwester zu hauen. Wenn du ihre Aufmerksamkeit möchtest, wie wäre es, wenn du sie fragst, ob sie mit dir spielen möchte?“
- Statt „Nicht das Wasser aus der Badewanne spritzen“ kannst du sagen ➡ „Kannst du bitte mit dem Wasser nur in Richtung Wand spritzen? Dann muss ich gleich nicht das ganze Bad putzen, weil es nass ist.“
- Statt „Bitte nicht an die Steckdose gehen“ kannst du sagen ➡ „Bleibst du bitte von der Steckdose weg, lass uns lieber hier drüben spielen.“
Positive oder neutrale Sprache verwenden
„Was machst du denn schon wieder für einen Quatsch!“ – wie oft machen Erwachsene eine solche Aussage gegenüber ihren Kindern. Dabei weiß das Kind im Zweifel gar nicht, was damit gemeint ist – es war schließlich gerade konzentriert dabei, die ganze Klopapier-Rolle abzurollen, um herauszufinden, was dann passiert.
Also sieht dein Kind dich ganz entrüstet und fragend an, wenn du es in seiner Konzentration unterbrichst und dann auch noch schimpfst. Quatsch machen oder Unsinn anstellen – das ist wie so oft Definitionssache, was das für jeden Einzelnen bedeutet und wo deine Grenzen dabei liegen.
Damit dein Kind mich besser versteht, ist es sicher von Vorteil, erst einmal vorurteilsfrei hinzusehen, was da gerade passiert. In den seltensten Fällen machen Kinder einfach Quatsch, um uns zu ärgern.
Das Gegenteil ist der Fall: wir ärgern uns über ihre meist unbedachten Handlungen, weil uns als Eltern – im Gegenteil zu den Kindern – die Konsequenzen (Gefahr, Unordnung oder das Kaputtgehen von Gegenständen) viel mehr bewusst ist. Kinder untersuchen ihre Umgebung meist ohne Hintergedanken und stellen sich oft nur die Frage „Was passiert eigentlich, wenn…?“, die sie sich mit ihren Handlungen beantworten möchten.
Und wie oben bereits beschrieben kannst du hinterfragen, ob das, was mein Kind gerade tut, gefährlich ist, ob dabei etwas Wertvolles kaputt gehen könnte oder ob man nicht auch mit einem Ja dazu leben könnte.
Die andere Seite vom Nein sagen
Je mehr wir als Eltern nein sagen, desto öfter wird mein Kind übrigens ebenfalls nein sagen, wenn ich es um einen Gefallen oder seine Mithilfe bitte. Warum wir das Nein unserer Kinder trotzdem respektieren sollten und warum das für die Prävention von sexuellem Missbrauch wichtig ist, das erfährst du hier im Nestling-Blog.
Zu dem Thema gibt es übrigens auch ein tolles Buch mit dem treffenden Namen „Nein heißt nein“, das Kinder dazu ermutigt nein zu sagen, wenn sich etwas nicht richtig anfühlt.
Wo sind eure Grenzen? Gibt es bei euch Dinge, die ihr euren Kinder erlaubt, die viele andere Eltern in eurem Umkreis verbieten?
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Sonnenkinderleben.de: Ich bin Jenni und hier findest du mehr über mich.
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