Übergriffige Fragen und Aussagen von Verwandten, Freunden, Bekannten oder auch von völlig Fremden, die einem zufällig auf der Straße begegnen, gibt es in vielen verschiedenen Versionen. Meine Top10 der nervigsten Aussagen zur Kindererziehung habe ich euch vor einer Weile bereits vorgestellt. Hier findet ihr nun eine Auswahl der nervigsten Fragen oder Aussagen zur Stillzeit, die ich in über 6 Jahren Mutterschaft mit mittlerweile 3 Stillkindern gehört habe.
Nervige Aussagen zur Stillzeit: meine Top 6

Oder auch: „Stillst du dein Kind etwa immer noch?“
Ja, ich stille meine Dreijährige noch. Ja, ich habe sie auch während der Schwangerschaft mit dem Märzbaby weiter gestillt. Nein, das hat dem Baby nicht geschadet. Ja, ich stille jetzt zwei Kinder gleichzeitig bzw. meist eher nacheinander.
Während das für einige Menschen scheinbar unvorstellbar ist, ist es für meine Kinder das normalste der Welt. Tierbabys werden doch auch gesäugt. Warum soll das bei uns Menschen anders sein?
Ich finde es gerade jetzt so wunderschön zu beobachten, wie meine Kinder mich nachahmen. Das Märzbaby wird gestillt, die beiden großen Schwestern spielen in der Zwischenzeit Vater-Mutter-Kind und wie selbstverständlich wird dabei das Baby oder Kuscheltier ebenfalls gestillt.
Um Fläschchen oder Schnuller geht es bei den Rollenspielen eigentlich nie – außer bei einer Babypuppe, die mit eben diesen beiden Zubehörteilen zu uns kam. Aber sowohl die Flasche wie auch der Schnuller sind so oft irgendwo in unserem Haus verschwunden, dass sie am liebsten das Stillen nachspielen. Die Brust kann jedenfalls nie verloren gehen. 🙂
Es hat lange gedauert, bis ich mich als Mutter nicht mehr von der Meinung anderer verunsichern ließ. Doch was das Stillen angeht, lasse ich mir mittlerweile von niemanden mehr in unsere Stillbeziehung rein reden.
Am Ende geht es doch nur mich und mein Baby bzw. Kind etwas an. Solange wir damit glücklich sind, ist es mir egal, was andere darüber denken oder sagen mögen.
Ich finde es wunderschön zu beobachten, wie meine Kinder mich nachahmen. Das Märzbaby wird gestillt, während die beiden großen Schwestern Vater-Mutter-Kind spielen und wie selbstverständlich wird dabei Puppe oder Kuscheltier ebenfalls gestillt.
Mehr über meinen Weg zur ungeplant Langzeitstillenden gibt es hier zu lesen.

„Ein 6-Monate altes Kind braucht dringend Beikost.“
Scheinbar gibt es noch immer zahlreiche Kinderärzt:innen, die diese Aussage tätigen. Teilweise gepaart mit dem Hinweis „Da müssen Sie jetzt mit Ihrem Kind durch. Die ersten Tage werden hart, aber wenn ihr Kind ordentlich Hunger hat, wird es schon essen.“
Im Ernst? Äh, nein, danke. Alle Kinder fangen irgendwann an, zu essen – und zwar von alleine und ohne Zwang!
Solange eure Kinder gut genährt sind, brauchen sie sicher noch keine Beikost, wenn sie noch kein Interesse daran zeigen. Und wenn sie eher untergewichtig sind, bekommen sind in dieser Zeit auch mehr Nährstoffe aus Muttermilch / Pre-Milch als von Beikost.
Aber viele Eltern lassen sich von solchen (völlig überholten) Aussagen natürlich verunsichern – vor allem, wenn diese von Ärzt*innen, Hebammen oder anderen Menschen getätigt werden. Solange euer Kind gesund ist, wird es euch seinen Weg zeigen.

„Solange du dein Kind weiter stillst, wird es nie ordentlich essen.“
Das fällt ein bisschen in die Kategorie wie die Aussage „Dein Baby braucht dringend Beikost“. Aber am Ende hat doch jedes Kind sein eigenes Tempo, wann es beginnt, sich für Essen zu interessieren und wann wie viel Essen zu sich nimmt und dementsprechend weniger Muttermilch benötigt – das gleiche gilt natürlich für Pre-Milch.
Außerdem wird es nicht jeden Tag gleich viel Essen. Manchmal verweigert es die Beikost vielleicht auch ganz – weil es neue Zähne bekommt, weil es erkältet ist oder Halsweh hat oder einfach aus keinem erkennbaren Grund.
In den allermeisten Fällen liegt das aber nicht am Stillen und am dadurch fehlenden Hunger. Wurde das Kind gerade gestillt und bekommt danach Essen, hat es wahrscheinlich wirklich gerade keinen Hunger.
Aber Stillen ist gleichzeitig auch so viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es beruhigt, hilft beim Einschlafen oder Nachts beim Weiterschlafen und gibt dem Kind Geborgenheit.

„Bekommt das Baby ausreichend zu trinken bei der Hitze?“
Naaa gut, so richtig von Hitze konnte man in diesem Sommer nur selten sprechen. Aber im Spätsommer / Herbst gab es bei uns doch noch ein paar schöne Tage mit 25°C und mehr.
Aus diesem Grund ein Hinweis, den man nicht oft genug betonen kann: nein, Babys brauchen kein Wasser oder Tee zusätzlich zum Stillen oder zur Pre-Milch. Auch und gerade wenn es heiß ist.
Wusstest du, dass Muttermilch sich übrigens an die Hitze-Bedingungen anpasst und so dafür sorgt, dass das Baby jederzeit ausreichend mit Flüssigkeit und allen nötigen Nährstoffen versorgt ist?
Bei Babys, die bereits erste Beikost zu sich nehmen, kann es an heißen Tagen auch gut sein, dass ihnen das Essen zu anstrengend ist und sie lieber wieder mehr Milch trinken wollen. Das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge.
Also, falls dir mit Baby jemand diese Frage stellst: du kannst sie bei gestillten oder mit Pre-Milch versorgten Babys immer mit „ja“ beantworten. Zusätzlich Wasser oder Tee sind nicht nötig!

„Spätestens wenn dein Kind Zähne bekommt, solltest du abstillen!“
Zuletzt las ich in den sozialen Medien von einer Mutter, die ihr Baby mit vier Monaten abgestillt hat – weil sie auf keinen Fall ein Baby, das Zähne hat, weiter stillen wollte aus Angst vor den Schmerzen, die die Zähne verursachen könnten.
Ich bin keine zwar Stillberaterin, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen: nein, das Stillen von Babys und auch Kleinkindern mit Zähnen tut nicht weh. Vielleicht anfangs kurz, wenn die Zähne gerade erst herausgucken und etwas spitz sind, aber das geht ganz schnell vorbei. Wirklich.
Ich stille gerade eine Dreijährige (mit komplettem Milchzahn-Gebiss) und ein Baby (aktuell noch ohne Zähne). Nach meiner Erfahrung beruhigt die meisten Babys das Stillen auch beim Zahnen.
Und es gibt sogar Babys, die bereits mit Zähnen geboren werden. In diesem Fall wäre die Menschheit wohl schon vor der Erfindung von Pre-Milch oder Babybrei ausgestorben…
Und übrigens: Eine Impfung ist ebenfalls kein Abstillgrund. Empfohlen werden bei der Corona-Impfung für Stillende vor allem die #mRNA-Impfstoffe wie #Biontech und #Moderna. Wer sich über das Impfen in der Stillzeit und Schwangerschaft informieren möchte, dem empfehle ich das Instagram-Profil von @unterm_dreck_ists_sauber (zum #Kleinkindstillen bzw. #Langzeitstillen übrigens auch).

„Wenn du dein Baby immer in den Schlaf stillst, wird es nie lernen, alleine einzuschlafen.“
Jedes Kind hat sein eigenes Tempo – das gilt für alle Bereiche: Essen, schlafen, krabbeln, laufen oder reden. Ich habe alle meine Kinder lange in den Schlaf gestillt und auch unser Baby schläft am liebsten auf, neben oder an mir ein.
Und Stillen ist ja auch an dieser Stelle so viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es beruhigt, hilft beim Einschlafen oder Nachts beim Weiterschlafen und gibt dem Kind Geborgenheit.
Das heißt aber nicht, dass die Kleinste ausschließlich beim Stillen einschläft, beim Tragen oder manchmal auch im Kinderwagen kann sie oft ebenso gut einschlafen (da kann übrigens auch der Papa in den Schlaf begleiten).
Ja, sie schläft nicht alleine und ohne unsere Hilfe und Anwesenheit ein. Das macht aber nichts, sie ist ja auch noch so klein und hilflos.
Und auch die Sechsjährige braucht uns meist noch zur #Einschlafbegleitung. Sie schläft mittlerweile aus eigenem Willen nicht mehr im #Familienbett weiß, dass wir danach ihr Kinderzimmer verlassen. Das ist okay für sie, aber beim Übergang zwischen Wachsein und Schlafen möchte sie nicht alleine sein.
Irgendwann werden die Kinder groß sein und uns zum Einschlafen nicht mehr brauchen. Aber bis dahin bin ich froh, dass ich sie in den Schlaf begleiten darf. 🙂
Meine Empfehlung zur Stillzeit: „Das Still-Buch“ von Hanny Lothrop*
Dieses Still-Buch von Hanny Lothrop* habe ich im Bücherregal meiner Eltern gefunden – und mir interessehalber mal schnell ausgeliehen. Das Buch ist 1983 in der sechsten Auflage erschienen, also noch vor meiner Geburt. Die Autorin Hannah Lothrop, Psychologin und Stillberaterin ist im Jahr 2000 gestorben. Ihr Buch gibt es immer noch: in einer zuletzt 2016 vollständig überarbeiteten vierten Edition – und in der mittlerweile 40. Auflage.
Warum poste ich hier ein Buch von 1983? Weil ich es bemerkenswert finde, wie viel Bindungsorientierung in einem Buch aus den 1980ern steckt – in einer Zeit, in der ein Still-Rhythmus von 3-4 Stunden anerzogen wurde und Mütter, die mehr als 5-6 Monate gestillt haben als Langzeitstillende galten.
Hier geht es um Bonding und direktes Anlegen des Babys im Kreißsaal, das Miteinbeziehen des Vaters, Stillen und Zufüttern, das Stillen eines Kleinkindes, Stillen während der Schwangerschaft oder Stillen eines Adoptivkindes.
Ich bin beeindruckt von diesem Buch – nicht nur wegen der Themen an sich. Mit vielen dieser Fragestellungen habe ich mich selbst auch schon auseinander gesetzt.
Übrigens: je mehr Wissen, die über Bonding, Stillen etc. hast, desto weniger können dich diese nervigen Aussagen zur Stillzeit treffen. Du weißt es dann schließlich besser als die Person, die diese Aussage gemacht hat. 🙂

Aber wäre ich Anfang der 80er Mutter geworden, hätte ich all diese Informationen dann auch gefunden, um dieses Wissen zu haben, das ich jetzt habe? Ohne Internet, Wikipedia, soziale Netzwerke und Co.? Wahrscheinlich eher nicht. Umso beeindruckter bin ich von diesem Buch zu dieser Zeit.
Welche anderen absolut nervigen Aussagen zum Stillen kennt ihr noch?
Wie wäre es mit:
- „Nimmt dein Baby ausreichend zu, nur über die Muttermilch?“
- „Hast du überhaupt genug Milch für dein Baby?“
- „Nach dem ersten Geburtstag brauchen Kinder nachts keine Milch mehr / enthält die Muttermilch keine Nährstoffe mehr / ist die Milch doch eh wässrig.“
Da gibt es doch sicher noch viel mehr. Welche unnötigen, verunsichernden oder nervigen Aussagen zur Stillzeit fallen euch noch ein?
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