Für eine Beziehungsstarke, Bindungs- und Bedürfnisorientierte Begleitung unserer Kinder

[Werbung] Über Gleichberechtigung habe ich hier bereits öfter geschrieben, zum Beispiel über Female Empowerment oder feministische Mutterschaft. Im heutigen Gastbeitrag erfährst du, wie gleichberechtigte Elternschaft möglich ist und wie du dir dabei Hilfe und Unterstützung suchen kannst:

Ein Gastbeitrag von Geraldine Hoffmann

(Ich schreibe diesen Text aus einer Cis weiblichen, weißen und westeuropäischen Perspektive, die ggf. andere Perspektiven nicht einbezieht. Der Text skizziert die Lebensrealität vieler hetero normativer Kleinfamilien. Andere Familienformen und insb. alleinbegleitende Eltern stehen hier sicher häufig vor noch größeren & komplexeren Herausforderungen und es bedarf anderer Lösungen.)

Wenn wir Eltern werden, rutschen wir oft in Strukturen, die wir ablehnen. Viele Eltern gehen mit einer gleichberechtigten Haltung (gut ausgebildet, gesettelt im Job und die Hausarbeit paritätisch aufgeteilt) und ebendieser Erwartungshaltung in die Elternschaft. Wir nehmen uns fest vor, diese Lebensweise „trotz Kinder“ zu bewahren.

Häufig ereilt die Mütter nach dem ersten, manchmal nach dem zweiten Kind der „patriarchale Schock“ und sie finden sich „gefühlt plötzlich“ doch in traditionellen Rollenmustern wieder: „sie“ macht den Großteil der Care- und Hausarbeit und „er“ geht raus in die Welt und meist Vollzeit erwerbsarbeiten. Permanente Unzufriedenheit, Überforderung und Erschöpfung geben sich die Hand.

Das Patriarchat: Eine allgegenwärtige Realität

Das Patriarchat steckt in uns allen – auch wenn wir das nicht wollen. Patriarchat bedeutet grob so viel wie Vorherrschaft der Väter/Männer – Unterdrückung und strukturelle Benachteiligung von Frauen. Die Konsequenzen sind omnipräsent. Das wird schnell deutlich, wenn wir uns den Gender Pay Gap (bis zu 40%) oder die Quote von Frauen in Entscheidungspositionen vergegenwärtigen oder an Phänomenen wie Mansplaining, Me-Too Debatten oder Cat Calling. Aber es wirkt auch viel subtiler – anhand kleiner Machtdemonstrationen durch dominante Stimmmodulation oder körperliche Gebärden in Meetings und Gesprächen. Und ja, auch Männer leiden unter dem Patriarchat. Und haben gleichzeitig deutlich mehr Privilegien und Einfluss.

Das Patriarchat ist tief in uns verwurzelt, in unserem Denken und Handeln. Wir tragen es in uns, geprägt durch die „Stimmen“ und das Verhalten unserer Eltern, Bezugspersonen, Medien, gesellschaftlichen Normen u.v.m. Diese Einflüsse prägen unsere Entscheidungen, unseren Alltag und sogar unser Unterbewusstsein.

Die Anforderungen an Frauen heutzutage

Die Allzuständigkeit und die Anforderungen an Frauen scheinen heute schier grenzenlos zu sein. Frauen werden aufgefordert und ermutigt, alles zu sein und zu können: Neben den emanzipierten Rollenbildern sind gleichzeitig traditionelle Vorstellungen von Weiblichkeit nach wie vor wirksam. Frauen sollen ökonomisch unabhängig, leistungsstark, selbstbestimmt, berufstätig und karriereorientiert sein – und GLEICHZEITIG ständig für andere verfügbar sein, aufopfernd, feinfühlig, geduldig und schön – und vieles mehr. Vor allem sollen sie als gebende Menschen viel Mitgefühl, Geborgenheit und Bewunderung teilen.

Bindungs- und Bedürfnisorientierte Begleitung potenziert die Anforderungen

Wir Frauen und Mütter sollen und wollen arbeiten. Männer haben derweil ihren Anteil an Care-Arbeit nicht angepasst und die Norm lautet immer noch 40 Stunden. Dazu kommt die immense kognitive Belastung, die nicht selten in Mental Load führt und häufig noch von Frauen übernommen wird. Wenn wir dazu den Anspruch haben, unsere Kinder gleichwürdig, bindungsstark und bedürfnisorientiert zu begleiten, führt dies zu einem weiteren schier endlosen Berg an Themen und daraus resultierenden inneren und äußeren Anforderungen.

Alleine das kindgerechte Eingehen auf emotionale Grundbedürfnisse erfordert ein sich „in die Tiefe einlesen und informieren“ über emotionale Entwicklung. Dann diese Erkenntnisse im Alltag umsetzen und dabei mit den eigenen „Schatten“ umgehen. Oder die stetige Rechtfertigung der Haltung und des Umgangs mit den Kindern vor Dritten. Usw. Diese und mehr hinzukommende Facetten sind für einen Menschen allein nicht stemmbar ohne Erschöpfung.

Vom Selbsturteil zur Selbstfürsorge: Wege zur Milde und Zartheit

Das Patriarchat können wir nicht von einem auf den anderen Tag alleine ändern und wie wir unsere Kinder begleiten, haben wir meist bewusst gewählt und wollen davon (zu Recht) nicht abweichen. Im Alltag ergibt sich dann oft die Dynamik, dass wir das Strukturelle zum Individuellen machen: wir verorten „Nichtgelingen“ und Erschöpfung bei uns persönlich, schreiben diese „Mängel“ uns selbst zu. Können daraufhin weniger milde und zart mit uns selbst oder anderen sein.

Wir sollten uns darin üben, den Blick immer und immer wieder bewusst in Richtung Rahmenbedingungen zu lenken: Die unmenschlichen Anforderungen an Mütter im Außen und Innen dienen dazu, dass wir eben die Care- und Hausarbeit machen – statt in den Widerstand zu gehen, laut zu werden, einzufordern. Uns nicht für diese strukturelle Schieflage selbst verantwortlich fühlen. Die Gefühle von Scham, Schuld umzuleiten auf das System, in dem wir alle stecken. Um dadurch wieder etwas mehr milde mit uns selbst sein zu können.

Je mehr Wissen und Bewusstsein wir über die Prägungen, die auf uns einwirken, haben, desto mehr können wir daraus Wutenergie für Veränderung entstehen lassen. Konkret heißt das, wirklich hinzuschauen, die Lupe darauf zu legen – wo machen wir gesellschaftliche, patriarchale, einem Mutterideal entsprechende Erwartungen an die Mutterrolle zu unseren eigenen, die für uns dann handlungsleitend sind?

Diese Erkenntnisse helfen vielleicht nicht sofort dabei, die konkreten Anforderungen im Außen zu minimieren (Kinder wollen getröstet, versorgt, gehört werden, der Haushalt organisiert, die 1000 ToDos abgearbeitet werden). Sie ermöglichen es aber den Blick auf uns selbst zu verändern und nachhaltig andere Entscheidungen zu treffen, mehr für uns und unsere Bedürfnisse einzustehen. Vielleicht können wir dann diese neue Kraft nutzen, um gleichberechtigte Elternschaft in unserer Partnerschaft einzufordern, Strategien für individuelle Lösungen finden, Out-of-the Box zu denken u.v.m.

Was dabei unterstützen kann, ist der Austausch mit Gleichgesinnten – denn traditionelle Rollenbilder aufzubrechen ist nicht leicht und für viele eine neue Erfahrung. Wir haben wenig Vorbilder und Veränderung bedeutet oft erst mal Unsicherheit. Wenn wir Räume haben, in denen wir unsere Erfahrungen offen und vertrauensvoll teilen können, uns gegenseitig unterstützen, wird es leichter.

Meine Angebote – Motherhood needs Sisterhood

Im Frauenkreis „Gleichberechtigte Elternschaft“ im Kontext von Bindungs- und Bedürfnisorientierung setzen wir genau dort an. Wir schauen in kleinem Kreis gemeinschaftlich auf kollektive und individuelle Prägungen, blicken auf das Thema Equal-Care und Mental Load sowie auf Gefühle und Bedürfnisse. Wir treffen uns per Zoom und im Geburtshaus in Köln über mehrere Wochen hinweg in einem Safe-Space. Es sind noch Plätze frei – melde Dich hier gerne bei Interesse.

Wenn du Interesse an dem Thema hast, dich gleichzeitig jedoch lieber etwas weniger intensiv damit auseinandersetzen willst oder die zeitlichen Rahmenbedingungen für deine Lebensrealität nicht stimmig sind, könnte die Whats-App Gruppe zum Thema „Gleichberechtigte Elternschaft“ etwas für Dich sein. Hier liegt der Fokus auf kleinen Wissens- und Coachingimpulsen über einen längeren Zeitraum hinweg sowie der Möglichkeit, Fragen zu stellen. Weitere Infos findest Du hier.

Im 1:1 Prozess setze ich da an, wo Du stehst -je nach Ausgangslage, persönlichen Herausforderungen, Prägungen und vor allem Zielen. Oft geht es um das Spannungsfeld zwischen Haus.-/Care- und Erwerbsarbeit. Um die (Um-)verteilung in der Partnerschaft. Oder dem Umgang mit Wiedereinstieg oder beruflicher Neuorientierung. Melde Dich gerne – unverbindlich und vertraulich!

Über mich

Gleichberechtigte Elternschaft - Geraldine

Als Mutter von drei Kindern, systemische Coachin, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Personalentwicklerin, treibt mich das Thema der gleichberechtigten Elternschaft sowohl persönlich als auch beruflich an. Ich glaube fest daran, dass wenn wir im kleinen Dinge anders machen wir neue Lösungen und Wege finden und diese wiederum Einfluss auf das ganze System haben.

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