Die Top5 der 10 nervigsten Aussagen zur Kindererziehung findet ihr hier. Nun geht es weiter mit den Plätzen 6-10.
„Kinder müssen lernen zu teilen“
Wir sind auf dem Spielplatz mit anderen Kindern und deren Eltern verabredet, und haben unsere Sandsachen vergessen. „Oh“, sage ich, „dann müssen wir noch mal schnell nach Hause und unsere Sandsachen holen.“
„Nein, lass nur“, sagt eine der anderen Mütter, „wir haben genug Sandsachen dabei.“ Und dann teilt sie ihrem Kind mit, dass es seine Sandsachen mit meinen Kindern teilen soll. „Ich will aber nicht“, sagt das Kind. „Doch, du hast mehr als genug Sandsachen dabei. Du teilst jetzt sofort oder wir gehen nach Hause.“, antwortet die Mutter.
„Nein“, sage ich, „das ist schon okay, wenn du nicht teilen möchtest. Wir können unsere Sandsachen auch kurz zu Hause holen gehen.“ – „Ach, Quatsch, es sind doch schon genug Sandsachen hier“, sagt die Mutter. „Mein Kind muss sowieso dringend lernen zu teilen.“
Und dann bringt sie ihr Kind – manchmal auch unter Androhung von Strafen – dazu, seine Sandsachen zu teilen.
Ich zwinge meine Kinder nicht zum teilen…
… und damit stehe ich oft alleine da. Mir ist es wichtig, dass meine Kinder durch vorleben lernen und nicht durch den Zwang „Du musst jetzt teilen“.
Das Teilen-müssen oder Abgeben-müssen entsteht bei uns im Alltag mit Geschwistern oft genug – ständig wollen beide Kinder das gleiche Spielzeug und natürlich haben wir nicht alles doppelt vorhanden.
Mehr über das Teilen findest du hier.
„Ist doch nichts passiert.“
Das Weinen von Kindern wird oft nicht ernst genommen.
Ein Kind auf dem Spielplatz fällt hin und weint und sofort hört man ein „Nicht schlimm“ oder „Ist doch nichts passiert“ von seiner Mutter.
Ein anderes Kind weint beim Abgeben in der Kita und der Vater sagt „Stell dich nicht so an.“ oder „Mach nicht so ein Theater“.
Wie oft hört man in unserer Gesellschaft diese Sätze oder vielleicht sagt man sie manchmal sogar selbst aus einem Automatismus heraus, weil wir sie früher als Kinder oft genug selbst gehört haben?
Was kann hinter diesen Gefühlen stecken?
Vielleicht hat das Kind, das auf dem Spielplatz hingefallen ist, sich wirklich weh getan, aber der Satz ist schon ausgesprochen, bevor die Eltern überhaupt nachgesehen, ob es verletzt ist?
Oder es hat sich zwar nicht schlimm weh getan, ist aber furchtbar enttäuscht, weil der Sprung vom Klettergerüst nicht so geklappt hat, wie es wollte?
Vielleicht ist das Kind beim Abgeben in der Kita noch müde oder möchte noch einmal von seinem Elternteil umarmt werden, bevor es sich verabschiedet und mit seinen Freunden zu spielen beginnt?
Doch der Vater ist gestresst und muss möglichst schnell ins Büro, sodass er sich mit den Gefühlen seines Kindes gerade nicht beschäftigen will.
Wie schafft ihr es im Alltag, die Gefühle eurer Kinder wahrzunehmen?
Mehr zum Thema Gefühle.
„Das war aber gar nicht brav von dir.“
Wie oft habe ich den Satz schon gehört – im Supermarkt, im Kindergarten, auf dem Spielplatz oder auch von dem ein oder anderen Verwandten.
Ich gebe zu, früher habe ich diesen Satz auch verwendet, um mein Kind zu kritisieren. Heute weiß ich: mein Kind ist weder brav noch frech oder böse – es ist entweder in der Lage zu kooperieren oder eben nicht (mehr).
Kinder wollen immer kooperieren – wenn sie das nicht tun, dann ist ihre Kooperationsfähigkeit aufgebraucht. Sie sind müde, hungrig oder hatten einen langen Tag in Fremdbetreuung, wo sie bereits kooperieren mussten.
Kurz: wenn sie nicht mehr kooperieren können, gibt es ein unaufschiebbares Bedürfnis, das zunächst gestillt werden muss, bevor das Kind wieder kooperieren kann.
„Wenn du nicht sofort kommst, dann gehe ich ohne dich!“
Habe ich diesen Satz auch schon gesagt? Ja, habe ich… Finde ich es sinnvoll und bedürfnisorientiert, einen solchen Satz zu sagen? Nein, überhaupt nicht! Aber wie so vieles, steckt es in mir drin – ob ich will oder nicht.
Dennoch kann ich mich jeden Tag bemühen, solche Aussagen nicht mehr zu machen und meinen Kindern stattdessen auf Augenhöhe erklären, warum es mir wichtig ist, dass wir jetzt weiter / nach Hause gehen.
Würde ich wirklich ohne meine Kinder weiter gehen? Nein, natürlich nicht.
Und ich will auch nicht, dass meine Kinder das glauben. Im Gegenteil: ich möchte, dass meine Kinder wissen, dass sie sich auf ihre Eltern verlassen können und dass wir immer für sie da sind.
Die beinahe Sechsjährige ist alt genug, um kurze Wege alleine gehen zu können. Vom Spielplatz aus beispielsweise gibt es mehrere kleine Wege durch Spielstraßen hindurch, die man für den Nachhauseweg wählen kann.
Wenn sie einen anderen Weg gehen möchte als die Dreijährige, dann gehe ich den Weg mit der Dreijährigen und unser großes Vorschulkind darf einen kurzen Abstecher alleine laufen – wenn sie denn möchte.
Trotzdem ist es manchmal gar nicht so einfach, meine Kinder zum (weiter) gehen zu überzeugen.
Wie macht ihr das denn?
„Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst…“
Naa, wie geht der Satz weiter? Welche Versionen kennt ihr davon, habt sie früher als Kind gehört oder auch selbst schon einmal gesagt? Zum Beispiel:
- solange tust du, was ich sage!
- solange wird gegessen, was auf den Tisch kommt.
- solange bekommst du Stubenarrest, wenn du gegen die Regeln verstößt.
In einer bedürfnisorientierten Umgebung hat der Satz eigentlich gar keine Bedeutung, da Drohungen eben nicht bedürfnis- oder bindungsorientiert sind, im Gegenteil. Aber wie könnte man ihn bindungsorientiert vollenden..?
Solange du in unserem Haus lebst und bei uns aufwächst:
- solange sollst du sagen können, was du denkst – ohne Konsequenzen und Strafen fürchten zu müssen.
- solange wirst du respektiert und angenommen, wie du bist.
- solange werden wir alles tun, um dir ein glückliches und gesundes Leben zu ermöglichen.
Mehr zum Thema Bedürfnisse und Bedürfnisorientierung findest du in meinem Bedürfnis-ABC.
Die Top1 bis Top5 der 10 nervigsten Aussagen zur Kindererziehung:
Zurück zu Teil I der 10 nervigsten Aussagen zur Kindererziehung.
— — — — — —
Sonnenkinderleben.de: Ich bin Jenni und hier findest du mehr über mich.
Folgt mir hier: Facebook, Instagram oder Pinterest, um regelmäßig über meine Beiträge zu bedürfnisorientierten, gleichberechtigten und nachhaltigen Familienleben informiert zu werden.
Ihr könnt meinen Blog auch per RSS abonnieren. Ich freue mich auf euch!