Oder: Wie spricht man mit Kindern über etwas, bei dem uns Erwachsenen selbst die Worte fehlen?

Eigentlich hatte ich an dieser Stelle einen weiteren Beitrag zum Thema „Minimalismus mit Kindern – wie geht das?“ geplant, doch angesichts der aktuellen Situation kommt mir das total absurd vor.

Minimalismus und der bewusste Verzicht auf Dinge bedeutet ja ein Luxus, den viele Menschen in der Ukraine gerade nicht haben. Von jetzt auf gleich befinden sie sich in einem Krieg. Sie fliehen teilweise nur mit den Sachen, die sie gerade an haben, manche mit einem Koffer oder Rucksack, andere mit beinahe nichts – wenn sie es gerade überhaupt schaffen, fliehen zu können…

Wir sitzen hier währenddessen warm und sicher und im Überfluss. Wie erkläre ich meinen Kindern, wie es anderen Menschen, Familien und besonders Kindern im Krieg wohl gerade geht? Wie erkläre ich Dinge, die ich selbst nicht begreifen kann?

Und: was macht diesen Krieg so anders? Warum sind wir von diesem Krieg gerade so betroffen – im Gegensatz zu all den anderen Kriegen und Ungerechtigkeiten, die an so vielen Stellen in der Welt existieren? Warum ist dieser Krieg so viel näher? Was können wir tun, um den Menschen dort zu helfen?

So viele Fragen, und bei vielen davon fehlen mir selbst noch die Antworten dazu. Ein paar Antworten habe ich für mich schon gefunden, wenn auch bei Weitem noch nicht alle:

Mit Kindern über den Krieg reden: wer beginnt das Gespräch und wie?

Ich habe in diesem Zusammenhang oft gelesen, dass wir Eltern unsere Kinder nicht unnötig beunruhigen sollten. Daher sollten wir nur die Fragen beantworten, die die Kinder zur aktuellen Situation stellen, und nichts darüber hinaus. Ich verstehe durchaus, dass Kinder von solch einem Thema schnell überfordert sein können.

Aber mir ist es wichtig, dass wir als Eltern unseren Kinder nicht vorenthalten, was in der Welt passiert. Mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass meine Kinder auf dem Schulhof, in der Kita oder sonst irgendwo Dinge oder Wortfetzen hören, die sie nicht einordnen können. Daher war es mir wichtig, dass meine Kinder, insbesondere das Julimädchen mit ihren 6 Jahren, von uns Eltern hören, was passiert ist und was das bedeutet. Ich möchte nicht nur Fragen beantworten.

Ich möchte, dass wir Eltern – neben Nachrichten – auch die erste Informationsquelle für unsere Kinder sind. Was nicht bedeutet, dass ich es einfach finde, die Gegebenheiten dieses Krieges kindgerecht und korrekt zu beantworten.

Wenn es uns Erwachsenen schon schwer fällt, die vielen verschiedenen Informationen einzusortieren und die ebenfalls in großer Menge vorhandenen Falschinformationen auszusortieren, wie soll das unseren Kindern gelingen?

Ab welchem Altern mit Kindern über den Krieg reden?

Wie viel Information ist für welches Alter angemessen? Natürlich ist das ganze Thema immer sehr altersabhängig – und abhängig von den jeweiligen Kindern. Mit Teenagern kann und muss man als Eltern da sicher schon ganz andere Unterhaltungen führen, als wir mit drei noch relativ kleinen Kindern. Aktuell besprechen wir diese Themen auch nur mit der 6-Jährigen.

Das Aprilmädchen, das bald 4 wird, und das Märzbaby mit ihren knapp zwölf Monaten lassen wir da gerade noch sehr außen vor. Mein Aprilmädchen ist einerseits sehr wissbegierig, andererseits aber auch sehr sensibel. Und ich glaube, dass sie das Ganze extrem beunruhigen würde. Andere Vierjährige sind da vielleicht schon aufgeschlossener und wollen das mit dem Krieg genauer wissen, oder gucken vielleicht auch schon Kindernachrichten. Aus diesem Grund, finde ich, sollte jedes Elternteil die Frage, ab welchem Alter man mit Kindern über diesen Krieg reden kann, für sich und seine Kinder individuell beantworten. Eine pauschale Antwort gibt es hier sicher nicht.

Kinder haben dennoch natürlich ein feines Gespür. Sie merken sicher, dass es da gerade etwas gibt, das uns alle irgendwie beunruhigt. Aber genauso wie das Thema mit dem Coronavirus ist das für sie noch eine Sache, die sie nicht fassen und nicht verstehen können.

Kinder haben viele Fragen zum Krieg

Das Thema Krieg ist für Kinder ja auch irgendwie faszinierend und unwirklich zugleich. Egal, wie oft sie auf dem Schulhof oder anderswo „Krieg“ gespielt haben, ist es doch etwas ganz anderes von einem realen Krieg zu hören und zu lesen. Unsere 6-jährige guckt regelmäßig die Logo-Kindernachrichten und hatte danach einige Fragen zur aktuellen Situation. Sehr empfehlen kann ich dabei übrigens die Logo-Sondersendung, in der viele Kinderfragen zum Krieg beantwortet werden.

Das fängt an, mit scheinbar trivialen Fragen, warum man Putin „nicht einfach einsperren oder auf den Mond schießen kann und dann ist der Krieg vorbei.“ Ja, das wäre schön, oder? Gleichzeitig treibt sie dann auch die Sorge um, ob dieser Krieg nicht auch zu uns kommen kann. Eine Frage, die wir Erwachsenen gerade irgendwie auch nicht mit Bestimmtheit beantworten können.

Ich kann übrigens aus eigener Erfahrung nicht empfehlen, solche Dinge kurz vor dem Schlafengehen zu besprechen. Da merke ich direkt, wie neben mir im Bett ein kleines Gedankenkarussell anspringt, das ich selbst nur zu gut kenne und das mich auch oft genug vom Einschlafen abhält… Also: lieber tagsüber und im Hellen über solche ungewissen und sorgenvollen Themen sprechen.

Spenden-Aufrufe: Wir tun etwas, um zu helfen

Aber auch wir Erwachsenen fühlen uns in einer solchen Situation oft hilflos und machtlos. Was mir dagegen hilft: anderen helfen und ins Tun kommen statt in der Hilflosigkeit zu verharren. So hat die Fußballmannschaft des Julimädchens die Einnahmen des Cafeteria-Verkaufs am Spielfeldrand zugunsten der Ukraine-Hilfe gespendet. Und aus unserem Umfeld haben uns schon mehrere Spenden-Aufrufe anderer Eltern erreicht, denen wir gerne helfen.

Ich finde, damit zeigen wir unseren Kindern auch etwas ganz Wichtiges: wenn schlimme Dinge passieren, können die, denen es (noch) gut, helfen – und das sind in diesem Fall eben wir. Unsere Kinder lernen schließlich durch unser Vorbild. Und gleichzeitig lernen sie, was Hilfsbereitschaft bedeutet und wie wir etwas gegen die oben angesprochenen Gefühle von Angst und Hilflosigkeit tun können.

Wo wird die Hilfe gerade noch gebraucht? Bei Utopia gibt es eine Übersicht, wohin ihr was spenden könnt.

Zum Weiterlesen: wie gehen andere das Thema „Mit Kindern über den Krieg reden“ an?

Bei der Tagesschau gibt es dazu ein Interview mit einem Kindertherapeuten.

Bei Jette von Supermom-Berlin.de findet ihr einen Erklärungsversuch, wie man mit Kindern über den Krieg in der Ukraine ins Gespräch kommen kann.

Marie von Littleyears.de hat ebenfalls ein paar Links und Tipps zusammengestellt, wie man die Fragen der Kinder auf einfache und möglichst sachliche Art beantworten kann und welche Sendungen dabei helfen. Sie erwähnt auch die Logo-Nachrichten und ein Special der Sendung mit der Maus.

Auf Muttis-Blog.net gibt es ein Interview mit einer Psychologin, wie wir als Eltern selbst mit dem Thema Krieg umgehen können und wie wir die Kinderfragen einfühlsam beantworten können, ohne sie zu beunruhigen.

Wie geht ihr mit der Situation gerade um? Wie macht ihr das, dieses mit Kindern über den Krieg reden?

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