Corona, Feminismus und Gleichberechtigung

#CoronaFeminismus und #CoronaGleichberechtigung Teil 1:

Mein Aufruf zu einer Blogparade und Auftakt einer Artikelserie

Ich weiß noch, wie es im Studium diese eine Professorin für Literaturwissenschaft gab, die sich ständig mit dem Thema Gleichberechtigung befasst hat und wir Studenten bei jeder ihrer Vorlesungen und jeder neuen Literaturliste von ihr immer schon mit den Augen gerollt haben. Ihr Lieblingswort war „Gender“ (nein, das war kein Anglizismus, ich habe Amerikanistik studiert). Meine damaligen Kommiliton*innen werden an dieser Stelle wissen, über wen ich rede.

Ich fand es damals absolut unnötig, dieses Thema immer und immer wieder zu betonen. Zu dem Zeitpunkt war ich Anfang 20 und dachte, das Thema Feminismus und Gleichberechtigung wäre spätestens seit der 68er-Generation erledigt. Was war ich doch naiv und dachte, ich wüsste alles über die Gesellschaft, in der wir hier leben… Als Frau mit den Kindern zu Hause bleiben, während der Mann arbeiten geht, das würde mir ganz sicher nicht passieren, dachte ich.

Gleichberechtigung und Feminismus – was heißt das eigentlich?

Mittlerweile bin ich Mitte 30, Mutter von zwei Töchtern, seit über 2 Jahren in Elternzeit und stelle fest, dass ich meiner Professorin von damals absolut recht geben muss. Schlimmer noch: die aktuelle Krise hat dazu geführt, dass die Familienrollen retraditionalisiert wurden, wie die Soziologin Jutta Almendinger bereits Anfang Mai bei Anne Will angekündigt hat. Sie befürchtet sogar, dass die Krise dazu führt, dass wir 30 Jahre Fortschritt in Sachen Gleichberechtigung verlieren. 30 Jahre – das ist eine ganze Generation.

Meine Töchter werden also, wenn sie eine Ausbildung oder ein Studium beginnen und eine Familie gründen auf dem gleichen Stand sein. wie es jetzt aktuell der Fall ist. Sie fangen also bei null an. 30 Jahre ist schon eine krasse Zahl, oder?

Ella von Herzkindmama.de hat hier übrigens mal ausführlich definiert, was Feminismus eigentlich bedeutet. Und Britta von Fraufreigeist.de hat im letzten Jahr drei Kriterien für eine emanzipierte Frau aufgestellt.

Gender Care Gap und Corona

Die unbezahlte Care Arbeit wird schon immer überwiegend von Frauen übernommen – dafür gibt es sogar ein Wort: Gender Care Gap. Durch die Corona-Krise hat sich diese Situation noch einmal deutlich verschärft: viele Frauen haben ihre Arbeitsstunden reduziert oder in die späten Abend- und Nachtstunden verschoben, um tagsüber für ihre Kinder da sein zu können und Home Schooling, Home Kita, Home Haushalt zu übernehmen.

Der Partner, der in den meisten Fällen der Hauptverdiener ist, ist währenddessen weiter arbeiten gegangen bzw. hat eine Zeit lang von zu Hause hat, aber in der Regel mit der gleichen Stundenzahl und der gleichen oder ähnlichen Arbeitszeit wie bisher.

Unsere Familie ist da keine Ausnahme

Ich glaube, ich habe schon mal zum Thema #CoronaEltern darüber geschrieben, dass unser ursprünglicher Plan zu Beginn der Corona-Krise folgender war: damit ich nicht den ganzen Tag bis zum Abendessen und damit etwa bis eine Stunde vor dem Schlafengehen der Kinder mit beiden völlig alleine und ohne jegliche weitere soziale Kontakte bin, fährt mein Mann wesentlich früher zur Arbeit bzw. fängt von im Home Office sehr früh an zu arbeiten.

So sollte er dann entsprechend früher fertig sein und die Kinder ebenfalls mehr mitbetreuen können. Aus dem gleichen Grund haben wir versucht, den Schlafrhythmus der Kinder ein bisschen nach hinten zu schieben, also später ins Bett und morgens länger schlafen.

Wer genau gelesen hat, hat im obigen Absatz einen Konjunktiv gefunden. Beides hat nämlich im Prinzip nicht funktioniert bzw. nur teilweise: der Mann ist früher zur Arbeit gefahren. Allerdings gab es in seiner Branchen während des Lockdowns mehr statt weniger zu arbeiten, sodass er zur gleichen Zeit wie vorher abends nach Hause gekommen ist und dadurch einfach mehr gearbeitet hat – statt mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen.

Er ist selbstständig und da ist es gut für ihn und natürlich auch für uns als Familie, wenn er mehr arbeitet und damit mehr verdient. Für das emotionale Gleichgewicht unserer Familie war das gleichzeitig extrem von Nachteil.

Teil 2 unseres Plans, dass die Kinder morgens länger schlafen, ist übrigens an den Kindern gescheitert bzw. es hat ca. 10 von 12 Wochen Corona-Zwangsferien gedauert, bis die Kinder den neuen Schlafrhythmus akzeptiert hatten. Jetzt arbeiten wir gerade daran, sie wieder ans frühe Aufstehen zu gewöhnen, bevor in ein paar Tagen die Kita-Sommerferien beginnen…

Gleichberechtigte Care Arbeit: Theorie vs. Praxis

Unsere Idee, wie wir die Kita-Schließung wegen der Krise möglichst familiengerecht überstehen, war das beste, was in der Situation möglich war. Und doch hat es leider überhaupt nicht funktioniert. Und wenn ich die Diskussion in meinem Freundes- und Bekanntenkreis und auch in meiner Filterblase in den sozialen Netzwerken mit bekomme, waren wir damit eher der Regelfall als die Ausnahme.

Gegen die fehlende Gleichberechtigung und den Rückschlag des Feminismus muss dringend etwas getan werden, davon bin ich überzeugt! Ich habe für dieses Problem noch keine Lösung, aber ich denke, der Anfang liegt darin, dass man so viel und so laut wie möglich darüber spricht, damit auch die Politik ins Handeln kommt.

Meine Blogparade & Artikelserie zu #CoronaFeminismus und #CoronaGleichberechtigung

Aus diesem Grund möchte ich eine Blogparade zu diesem Thema starten: ich habe schon viel über #CoronaEltern geschrieben, aber es ist außerdem nötig, über #CoronaFeminismus oder #CoronaGleichberechtigung zu schreiben!

Bei Instagram habe ich vor kurzem mein Ergebnis des Who-cares-Rechner von Johanna Fröhlich Zapata alias @alltagsfeminismus gepostet. Der Rechner zeigt, wie viel mehr unbezahlte Care Arbeit Frauen im Durchschnitt gegenüber Männern im Laufe des Zusammenlebens leisten und ich muss sagen, die Zahlen, die dabei herauskommen, sind erschreckend.

Im nächsten Teil zu dieser Serie werdet ihr noch einen Beitrag von Johanna selbst in meinem Blog lesen können.

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Eure Teilnahme ist gefragt!

Gerne könnt ihr bis zum 15. September an meiner Blogparade teilnehmen. Schreibt mir an hallo@sonnenkinderleben.de oder kommentiert hier unter diesem Beitrag mit dem Link zu eurem Beitrag. Wer keinen Blog hat, aber trotzdem etwas zu diesem Thema schreiben möchte, kann mir auch gerne seinen Artikel oder seinen Beitrag schicken und ich veröffentliche das als Gastbeitrag.

Ich bin gespannt auf eure Beiträge und Meinungen zu diesem Thema! Vielleicht finden wir ja gemeinsam einen Weg, wie wir das Problem lösen oder zumindest abschwächen können.

Weitere Teile der Artikelserie:

In Teil 2 schreibt Johanna über das Thema Alltagsfeminismus und wie ein alltagsfeministisches Zusammenleben gelingen kann.

In Teil 3 schreibt Nadine über ihre Erfahrungen zu Feminismus und Gleichberechtigung im Jahr 2020.

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Profilbild Jenni Kappes

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10 Kommentare zu „Corona, Feminismus und Gleichberechtigung“

  1. Liebe Jenni,
    ich lese angeregt deinen lebensnahen Bericht. Ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung ist sicher auch die Selbstoffenbarung und die Feststellung: Ich bin betroffen. Schön, dass du hier vorangehst und mit deiner Offenheit Mut zur authentischen Aussprache machst!
    Ich freu mich auf alles, was hier noch zum Thema kommen mag und schreibe fleißig an meinem Gastbeitrag:) Bis dahin, Johanna @alltagsfeminismus

  2. Liebe Jenni,

    Ich erfahre momentan, dass die Coronakrise die Care Arbeit Diskussion sehr stark puscht, daher sehe ich das ganze sehr positiv und denke dass sich da politisch auf jeden Fall mehr tun wird. Was wir in solchen Situation immer für uns selbst tun können, ist die eigenen Werte in der Familie zu hinterfragen. Wenn dein Mann selbstständig ist könnt IHR zusammen entscheiden wieviel er arbeitet. Da ist dann die persönliche Frage: Was ist euch wichtiger: Höheres Einkommen oder die Zeit mit der Familie? Und wo kann man als Familie verzichten und evt. gleichzeitig die Umwelt schonen: Braucht wirklich jeder Elternteil ein eigenes Auto? Braucht man überhaupt ein Auto? Oder sind wir es einfach nur gewohnt?

    1. Liebe Ella,
      ja, da gebe ich dir Recht, das sind wichtige und gute Fragen. Die Frage mit dem Auto stellen wir uns z.B. schon seit längerem. Aber als Selbstständiger kann er nicht immer völlig frei über seine Zeit verfügen: insbesondere während des Lockdowns gab es einige Umstrukturierungen für seinen Kundenstamm, die innerhalb kurzer Zeit fertig sein mussten. Für die Zukunft und insbesondere dann, wenn meine Elternzeit zu Ende geht, werden wir uns aber sicher noch einmal neu damit auseinander setzen, wer wann was übernimmt. Liebe Grüße

    1. Liebe Katharina, ja, das kann ich gut nachvollziehen. Es geht mir sehr ähnlich wie dir. Ich arbeite schon länger an einem nächsten Artikel zu dem Thema, komme wegen der Kinder aber gerade auch nur zu sehr wenig… Liebe Grüße zurück!

  3. die aktuelle Diskussion um das Familienleben in der Coronakrise zeigt, dass es um viel mehr geht als Feminismus, Gleichberechtigung und die Rollenverteilung.

    Bei der Frage, wie Familien die neuen Lebensrhythmen, Umstände und nicht zu vergessen die aktuellen Zwänge, die wir mit der Pandemie aufgezwungen bekommen haben, bewältigen können, stehen nun vor allem die Mütter wieder im Zentrum der Diskussion.
    Da gehören sie natürlich hin.
    Nur nicht allein!
    Sondern GEMEINSAM mit den Vätern, den Männern.

    https://beduerfnisorientiertesfamilienleben.com/2020/09/14/corona-gleichberechtigung-und-feminismus-kann-das-gut-gehen/

  4. Hallo Jenni,
    danke für deinen Artikel und den Aufruf zur Blogparade. Wichtiges Thema, wie ich finde! Ich habe selbst dazu während des Corona-Lockdowns im Frühjahr mehrmals geschrieben und greife das Thema „Wie ist gleichberechtigte Familienarbeit möglich?“ in meinem Blog immer wieder auf. Nehme gerne mit folgendem Beitrag noch an deiner Blogparade teil: https://mutter-und-sohn.blog/2020/05/16/kittelschuerzen-blues-corona-und-die-rechte-der-frauen/. Vielleicht ermutigend: offensichtlich hat sich seit Mitte Mai bezüglich geöffneter Kitas und Schulen einiges geändert. Es bleibt allerdings die Frage: für wie lange, gerade auch im Fall einer evtl. 2. Corona-Welle im Herbst/Winter 2020?! Frau darf/muss wohl gespannt bleiben…
    Liebe Grüße, Sarah (mutter-und-sohn.blog)

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