#CoronaEltern Teil 2

Mein Fazit nach beinahe 7 Wochen Corona-Ferien:

Mir fehlt Motivation, Energie, Kontakt zur Außenwelt und gleichzeitig fehlt es mir, alleine zu sein und mir fehlt auch eine Perspektive, wie es weiter geht in Sachen mögliche Kita-Wiedereröffnung.

Dabei war ich am Anfang der Corona-Zwangsferien noch hoch motiviert, habe lauter Beschäftigungsideen zusammengestellt, unseren Tagesablauf geplant und da ich nicht arbeiten muss, waren wir eigentlich alle recht entspannt und haben einfach ein bisschen in den Tag hinein gelebt. Die Kinder waren und sind manchmal mittags noch im Schlafanzug und erst angezogen, wenn wir am Nachmittag zum obligatorischen Spaziergang und Frischluft-Tanken raus gehen. Die fünf Wochen schaffen wir locker, dachte ich…

Als es auf Ostern und den Geburtstag vom Aprilmädchen zuging, waren wir alle etwas traurig, dass wir beides nur zu viert feiern können und haben unsere Familie und Freunde kräftig vermisst. Gleichzeitig war mein Mann über Ostern fünf Tage am Stück zu Hause und die Stimmung unter uns vieren war weiter entspannt und entschleunigt.

Wie lange wird das so weiter gehen?

Dann kam die Verlängerung der Kita-Schließungen um mindestens zwei Wochen plus x Wochen weiterhin. Und jetzt habe ich seit ein paar Tagen einen Durchhänger. Ich bin extrem schlecht gelaunt und kann die Nähe meiner Kinder teilweise nicht mehr ertragen, die sich nun mittlerweile seit 6 Wochen mindestens 22 Stunden am Tag in meiner direkten Nähe (gefühlter Umkreis max. 2 Meter Entfernung) befinden.
Und die zwei übrigen Stunden habe ich für mich bzw. mit meinem Mann alleine Zeit, wenn die Kinder vor mir einschlafen und bevor ich dann selbst ins Bett gehe. Kurz, ich fühle mich extrem fremdbestimmt, meine Bedürfnisse stehen hinten an, wie Alu von grossekoepfe so treffend festgestellt hat.

Wie oft am Tag kann man „Mama“ sagen?

Ich kann es gerade nicht mehr hören – jeder Satz beginnt mit dem Wort „Mama“ und dann kommt eine Frage, Bitte oder ein Vorwurf. Beim Aprilmädchen ist der Wortschatz aktuell ja noch sehr gering, sie wiederholt oft einfach das Wort „Mama“, solange bis ich reagiere, um herauszufinden, was sie möchte oder wobei sie Hilfe braucht.

Beim Julimädchen sind es sehr oft Fragen, die sich an „Mama“ richten. Wenn ich mich zwischendurch um den Haushalt kümmere, fragt sie: Was machst du da? Warum sortierst du die Wäsche? Wonach sortiert du sie? Was räumst du gerade auf? Wann kommst du zu mir?
Wenn wir draußen spazieren gehen: Wie heißt die Blume da? Was ist das für ein Baum? Was steht da auf dem Schild? Warum liegt hier Müll? Warum räumt den keiner weg? Was macht der Traktor da? Was passiert da auf der Baustelle? Fragen über Fragen.

Und natürlich hat sie alles Recht der Welt, diese Fragen zu stellen. Wie soll sie auch lernen, wenn sie keine Fragen stellt? Ich fühle mich nur einfach nach 6 Wochen Dauer-Fragen gerade leer gefragt. Ich kann nicht mehr antworten, mein Kopf ist leer und ich habe das dringende Bedürfnis nach Ruhe, um endlich noch mal die Gedanken in meinem eigenen Kopf hören zu können.

Stattdessen kommen die Gedanken, die mich beschäftigen, erst, wenn alles ruhig ist und ich zwischen zwei schlafenden Kindern selbst im Bett liege. Und dann rotieren die Gedanken in der plötzlichen und tagsüber ungewohnten Ruhe so schnell in meinem Kopf, dass ich gar nicht mehr mit komme und dass ich auch eine ganze Weile brauche, um endlich innere Ruhe zu finden und einschlafen zu können.

Was mir Sorgen macht

In der Ruhe, die plötzlich herrscht, kann ich meine Sorgen wieder spüren. Ich sorge mich um die Gesundheit und Zukunft meiner Kinder, meine eigene Belastbarkeit und um die Gesundheit von Familie und Freunden und darum, wie die Welt nach Corona aussehen wird. Wie lange wird die Corona-Zeit andauern? Was wird sich alles verändert haben? Zum Guten oder zum schlechten…?

Wenn ich nicht gerade in Elternzeit wäre…

Dann hätten wir ab sofort auch einen Anspruch auf Notbetreuung für unsere Kinder, denn der Beruf meines Mannes gehört zu den Berufen, die ab 23. April zur Liste systemrelevanter Berufe hinzugefügt wurden. Und so sehr ich meine Elternzeit genieße und froh bin, dass das Aprilmädchen erst ab August Vollzeit in die Kita gehen wird, bin ich trotzdem aktuell ein bisschen neidisch auf die Eltern, die ihre Kinder in die Notbetreuung geben dürfen.

Aber würde ich das wollen, wenn ich die Möglichkeit hätte? Wahrscheinlich würde ich erst mal versuchen, es trotzdem hinzubekommen, meine Kinder irgendwie trotzdem zu Hause behalten zu können trotz Arbeit. Wegen #flattenthecurve und so. Auf der anderen Seite bin ich froh, dass ich mich diese Entscheidung gerade nicht treffen muss.

Wie also soll es weitergehen?

Ich bin froh, dass ich nicht alleine da stehe mit meiner Erschöpfung, meinen Zweifeln und der Wut, dass für Familien so wenig getan wird. Zum Glück scheint das nun endlich auch in der breiteren Öffentlichkeit und in der Regierung angekommen sein, dass es so nicht weitergehen kann. Die Kitas sollen schrittweise wieder eröffnet werden, um Eltern zu entlasten und Kinder nicht zu gefährden, das hat nun erstaunlicherweise sogar die Familienministerin Franziska Giffey erkannt.

Und in der Zwischenzeit versuche ich mich an Nathalies Rat zu halten: „Schritt für Schritt. Nur auf den nächsten Meter schauen. Nicht auf die ganze Straße.“ Eins nach dem anderen also, wir laufen schließlich einen Marathon, keinen Sprint. Und ein bisschen tröstet es ja dann doch, wenn man sieht, dass es uns verhältnismäßig gut geht. Immerhin gibt es bei uns „nur“ eine Kontaktsperre, keine Ausgangssperre, wie in Italien oder Spanien, wo Kinder in diesen Tagen zum ersten Mal seit über sechs Woche nach draußen dürfen…

#CoronaEltern Lesetipps:

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Sonnenkinderleben.de: Ich bin Jenni und hier findest du mehr über mich.

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