Unsere Erfahrung in Sachen bedürfnisorientierte Kita-Eingewöhnung – inklusive Buch-Tipps und ein Buch zum Schulstart
Auch bei uns steht nach den Sommerferien wieder eine Eingewöhnung an. Bei drei Kindern ist das nun natürlich bei Weitem nicht die erste Eingewöhnung für uns. Trotzdem ist es jedes Mal vor allem für mich als Mutter, die die Eingewöhnung begleitet, eine aufregende Zeit.
Die beiden größeren Kinder haben bei ihren jeweiligen Eingewöhnungen jeweils zu den Kindern gehört, die anfangs sehr schüchtern waren und dementsprechend relativ lange gebraucht haben, um sich in der Einrichtung wirklich wohl zu fühlen. Mir war es dabei stets wichtig, dass die Kita-Eingewöhnung bedürfnisorientiert auf meine Kinder ausgerichtet war und nicht nach starren Modellen vorgegangen wurde.
Aus den Erfahrungen der bisherigen Eingewöhnungen meiner Kinder habe ich die folgenden Punkte gelernt, wie eine bedürfnisorientierte Kita-Eingewöhnung möglich ist, die ich gerne als Tipps weitergeben möchte:
Zeitraum der Eingewöhnung möglichst flexibel und offen gestalten
Natürlich sollte es nicht das Ziel sein, das Kind so schnell wie möglich einzugewöhnen, sondern wir passen uns an die Bedürfnisse des Kindes an. Ich kann nur empfehlen, dass die Person, die die Eingewöhnung als (Groß-)Elternteil übernimmt, über einen ausreichend großen Zeitpuffer verfügt, sowohl an den jeweiligen Tagen, an denen die Eingewöhnung stattfindet, wie auch für den gesamten Zeitraum der Eingewöhnung.
Ein Arzttermin oder ein ähnlicher Termin zu einem festen Zeitpunkt an einem Tag während der Eingewöhnung sowie z.B. ein nahender Wiedereinstieg ins Berufsleben nach der Elternzeit können Druck ausüben, der sich eventuell auf das Kind überträgt. Wenn wir Erwachsenen unruhig oder gestresst sind, merken Kinder uns das natürlich an.
Bedürfnisorientierte Kita-Eingewöhnung vorbereiten
Um die Eingewöhnung zu erleichtern, haben wir schon im Voraus ein paar Dinge zur Vorbereitung oder Erleichterung der Eingewöhnung getan. Natürlich haben wir viel mit den Kindern über die bevorstehende Zeit gesprochen.
Hier liegt natürlich auch ein Vorteil von großen Geschwistern, insbesondere wenn sie die gleiche Einrichtung besuchen. Denn die Geschwisterkinder waren zum Bringen und Abholen schon oft mit und kennen zumindest das Gebäude von außen und innen und haben einen Großteil der Erzieher*innen bereits gesehen und möglicherweise bereits kennengelernt.
Außerdem können die großen Geschwister natürlich auch viel über den Alltag erzählen: was passiert im Morgenkreis, wann wird auf dem Spielplatz gespielt, welche Spielsachen gibt es, wann finden welche Aktivitäten statt usw. Kinder lieben Rollenspiele und meine Kinder spielen dabei auch oft Kindergarten. So verinnerlichen sie den Kita-Alltag.
Aber auch wenn es keine großen Geschwister gibt oder wenn es sich um eine bisher unbekannte Betreuungs-Einrichtung handelt, kann man die Kinder vorbereiten und von allgemeinen Tagesabläufen in Kitas oder Krippen erzählen. Was uns dabei besonders geholfen hat, waren Bücher, in denen die Kinder etwas über Kitas allgemein erfahren.
Diese Bücher zum Thema Kindergarten und Kita-Eingewöhnung waren bei uns besonders beliebt:

Tiptoi Mein Wörter-Bilderbuch Kindergarten*: empfohlen ab 3 Jahre
In diesem Tiptoi-Buch* wird alles erklärt, was im Kindergarten so passiert. Vom Ankommen am Morgen, dem Morgenkreis, dem gemeinsamen Essen bis zum Abholen und alles, was die Kinder in der Kita drinnen und draußen spielen können: hier wird alles ausführlich erklärt.
Das einzige, was leider etwas kurz kommt, ist die Eingewöhnung. Ansonsten finde ich das Buch sehr gelungen und bei unseren Kindern war es auch schon ab 2 Jahren geeignet, da sie sich bereits mit dem Tiptoi und seiner Bedienung auskannten.

Wieso weshalb warum – Mein Kindergarten*: für Kinder von 2-4 Jahren empfohlen
Unsere Kinder lieben die Wieso weshalb warum-Bücher mit ihren zahlreichen Klappen, in denen man immer etwas neues erfährt. In diesem Buch geht es um den Kindergarten* und was man hier alles entdecken kann.

Pixi-Bücher „Entdecke den Kindergarten“ und „Der kleine Drache Kokosnuss geht in den Kindergarten“:
Unsere Kinder lieben Pixi-Bücher aller Art und so ist es nicht verwunderlich, dass wir auch zwei Pixi-Bücher zum Thema Kindergarten besitzen: aus der Entdecker-Reihe „Entdecke den Kindergarten“ und vom Kleinen Drachen Kokosnuss* gibt es auch ein Buch dazu. Auch hier kommt allerdings die Eingewöhnung sehr kurz und das Thema wird auch wenig bedürfnisorientiert behandelt, als es heißt: „Das ist doch ein Kindergarten und kein Elterngarten“. Das ist nämlich die Begründung, warum Mama Mette draußen bleiben muss…
Selbst für die Allerkleinsten gibt es mittlerweile ein Kindergarten-Pixi-Buch. Kennt ihr schon die Unkapputbaren Baby-Pixis*?
Kita-Gespräch im Vorfeld der Eingewöhnung
Nicht nur die Kinder, auch die Eltern benötigen in der Regel etwas Vorbereitung und Informationen, bevor die Kita-Eingewöhnung starten kann. In der Regel gibt es Elternabende, bevor die Eingewöhnung beginnt, in der die Kita über den Verlauf der Eingewöhnung informiert. Alle Fragen, die noch offen sind, solltet ihr hier stellen.
Ich gehöre zu den Menschen, denen die wichtigen Fragen immer erst später und nicht zum Zeitpunkt der Frage „Haben Sie noch Fragen?“ einfallen. Daher hier ein paar Anregungen für Fragen, falls diese noch nicht bereits im Vorfeld geklärt wurden:
- Wie läuft die Eingewöhnung ab? Gibt es ein Modell nach dem eingewöhnt wird? Wenn ja, welches?
- Wie ist die Kita strukturiert? Offen, halboffen oder geschlossenes Konzept?
- Wie sieht der Kita-Alltag aus? Wie ist das Essens-Konzept und das Schlaf-Konzept gestaltet?
- Wie sieht der Personalschlüssel aus? (Tipp: Aufgrund des Erzieher*innen-Mangels gibt es übrigens in vielen Einrichtung durch unbesetzte Stellen oder temporäre (Krankheits-)Ausfälle einen Unterschied zwischen dem theoretischen und dem tatsächlichen Personalschlüssel. Wie sieht es in der Einrichtung diesbezüglich?)
- Welches Hygiene-Konzept gibt es? Spätestens seit Corona hat dieser Punkt noch einmal ein ganz andere Dimension bekommen.
Und wenn es keinen Elternabend gibt, empfehle ich, einen Gesprächstermin mit der Kita-Leitung und falls möglich und bereits bestimmt mit der künftigen Bezug-Erzieher*in zu vereinbaren.
Kennenlern-Besuch der Einrichtung
Zusätzlich zum Elternabend gibt es häufig auch einen Kennenlern-Nachmittag, an dem nicht nur die Eltern, sondern auch die Kinder sich die Einrichtung ansehen und dort oft auch ein bisschen spielen können. Auch wenn so ein Nachmittag natürlich oft kurz ist, können die Kinder hier schon einen ersten Eindruck bekommen von dem, was sie später erwartet.
Die bedürfnisorientierte Kita-Eingewöhnung beginnt
Für die eigentliche Eingewöhnung in die Kita gibt es in der Regel einen festen Termin. Theoretisch sollte pro Bezug-Erzieher*in immer maximal ein Kind eingewöhnt werden. In der Praxis starten die meisten Eingewöhnung jedoch nach den Sommerferien, nachdem die bisherigen Vorschulkinder die Kita verlassen haben und die Kita-Plätze neu besetzt werden. Je nach Gruppen-Größe, Alter der Kinder und dem tatsächlichen Personalschlüssel sind das dann häufig 6-8 Kinder pro Gruppe oder pro Erzieher*in, die gleichzeitig eingewöhnt werden.
Meine Kinder haben bisher immer verhältnismäßig lange gebraucht, um sich in der Kita wohlzufühlen und sich frei und unabhängig von mir als Elternteil dort bewegen zu können. Daher war ich oft die Mutter, die mit ihrem Kind am längsten für die bedürfnisorientierte Eingewöhnung gebraucht hat. Das hat mich jedoch nicht weiter gestört. Wenn mein Kind noch nicht so weit ist und noch ein bisschen Zeit braucht, dann ist das so.
Bedürfnisorientierte Kita-Eingewöhnung braucht Geduld und keinen Druck
Hier sollten die Erzieher*innen auch möglichst keinen Druck machen – solange die eingewöhnenden Eltern selbst flexibel genug sind und nicht in zwei Wochen schon wieder im Büro sitzen müssen. Ich bin da ehrlich gesagt mittlerweile ziemlich stur und Sprüche wie „Ihr Kind sollte aber mittlerweile dazu in der Lage, alleine in der Kita zu bleiben.“ und ähnliches kümmern mich wenig. Wir haben in der Kita unserer Kinder aber bisher fast ausschließlich sehr entgegen kommende und verständnisvolle Erzieherinnen gehabt.
Was hilft – vor allem bei eher schüchternen Kindern wie meinen – ist ausschließlich Geduld. Drängen, Ungeduld und (Zeit-)Druck sorgen meiner Erfahrung nach eher dafür, dass die Kinder sich unwohl fühlen und nur sehr ungern von dem anwesenden Elternteil trennen lassen möchten. Manche Kinder brauchen einfach Zeit um eine gute Bindung zu ihrer*m Bezug-Erzieher*in aufbauen zu können.
Also kann ich nur empfehlen, viel Geduld, Zeit und auch etwas Beschäftigung als Eltern mitzubringen: vielleicht nicht nur ein Handy, sondern ein gutes Buch oder einen Laptop, mit dem man im Kita-Flur evtl. sogar schon etwas arbeiten kann (insbesondere falls doch etwas Zeitdruck im Spiel ist). Das kann die ganze Situation auch für uns als Eltern erleichtern.
Die meisten Kinder sind wesentlich entspannter, wenn sie wissen oder feststellen, dass Mama oder Papa nicht weit weg sind und jederzeit schnell erreichbar sind, falls sie sich doch nicht mehr wohl fühlen.
Wann ist die bedürfnisorientierte Kita-Eingewöhnung abgeschlossen?
Im Laufe der Zeit bleiben die Kinder dann von ganz alleine immer länger in der Kita und meistern so eine Herausforderung nach der anderen. Wenn sie anfangs schon nach einer Stunde „fertig“ mit dem spielen waren, bleiben sie nach einer Weile vielleicht schon bis zum Mittagessen, dann bis nach dem Mittagessen und auch zum Mittagsschlaf, falls das Kind noch einen Mittagsschlaf macht.
Die Eingewöhnung ist in der Regel abgeschlossen, wenn das Kind sich wohl fühlt und alleine ins Spiel findet – das bedeutet übrigens nicht, dass Kinder nicht beim Abschied weinen dürfen oder sich noch kurz an der Hand von Mama oder Papa festklammern dürfen.
Nach der Eingewöhnung erfolgt in den meisten Fällen ein Feedback-Gespräch mit der*m Bezug-Erzieher*in. Falls die Kita das nicht von alleine anbietet, würde ich als Eltern aktiv darum bitten.
Ein Tipp zum Sprachgebrauch in der bedürfnisorientierten Kita-Eingewöhnung: Worte und Blickwinkel machen einen Unterschied!
In ihrem Buch „Wörterzauber statt Sprachgewalt: Achtsam sprechen in Kita, Krippe und Kindertagespflege“* regt Lea Wedewardt dazu an, die Wortwahl, die wir im alltäglichen Umgang mit Kindern verwenden, zu überdenken. Das gilt natürlich insbesondere in der Eingewöhnung, die eine besonders sensible Phase in Kita und Co. darstellt. Ich finde, das Buch ist nicht nur für pädagogische Fachkräfte, sondern auch für alle Eltern empfehlenswert, die sich mit achtsamer Sprache und gewaltfreier Kommunikation beschäftigen möchten.
So macht es zum Beispiel einen Unterschied, ob ich die Kita als Fremdbetreuung oder außerhäusliche Betreuung bezeichne. Fremdbetreuung findet nur im Kinderparadies großer Möbelhäuser statt, damit die Eltern in Ruhe shoppen gehen können.
Susanne Mierau plädiert außerdem nicht nur für einen achtsamen Sprachgebrauch, sondern auch für einen neuen Blickwinkel. Wenn das Kind sich nicht trennen möchte, wird in der Eingewöhnung oft die zu enge Bindung zwischen Kind und Mama/Papa dafür verantwortlich gemacht. Für Susanne ist dieser Blick zu defizitorientiert und sie lädt stattdessen zu einem ressourcenorientierten Blick ein: Das Kind kennt die Kita und die*den Bezug-Erzieher*in vielleicht noch nicht gut genug, um sich alleine dort wohlzufühlen.
Mit etwas Zeit und Geduld lässt sich das leicht ändern, auch wenn es im hektischen Kita-Alltag vielleicht mehr Aufwand bedeutet, als die „Schuld“ für die längere Eingewöhnungsdauer den Eltern, die nicht loslassen können oder den Kindern, die zu eng an ihre Eltern gebunden sind, zuzuschieben.
Zum Weiterlesen und -Hören:
- Wie die bindungsorientierte Kita-Eingewöhnung aus Sicht einer Erzieherin gelingen kann, erfahrt ihr bei Mary von Prosecco-im-Baellebad.de.
- Auch im Elterngedöns-Podcast von Chris gibt es eine Folge zur Beziehungsorientierten Kita-Eingewöhnung darüber, was man tun kann, wenn es (Kommunikations-)Probleme in der Eingewöhnung gibt.
- Nicht nur die Kita-Eingewöhnung, auch der Start in die Schule braucht manchmal etwas Vorbereitung. Was uns dabei geholfen hat, war das Was ist was Mitmachheft: Die Schule geht los.
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Stefanie von Brück
Hallo Jenni, danke für deine tolle Zusammenfassung zur Eingewöhnung. Die Elterngedöns Podcastfolge, die du verlinkt hast, die war mit mir. Ich bin die Expertin für beziehungsstarke Eingewöhnung und berate/begleite Eltern und bilde pädagogische Fachkräfte fort. Hab mich grad doll über die Verlinkung gefreut, als ich sie zufällig gefunden habe. Danke dir!
In meinem Blog gibt es natürlich auch Blogartikel zum Thema Eingewöhnung. Der meistgelesene ist dieser: https://stefanievonbrueck.de/23-falsche-mythen-ueber-eingewoehnung/
Schau gern mal vorbei. Liebe Grüße, Stefanie
Jenni
Hallo Stefanie, danke dir. 🙂
Deinen Artikel über die Mythen zur Eingewöhnung kannte ich noch gar nicht – habe mich bzw. meine Kinder dort an vielen Stellen wieder gefunden. Wir gehören z.B. bewusst nicht zu den Familien, die vor der Eingewöhnung noch ganz schnell abstillen wollten. Und den Spruch „Das ist kein Elterngarten, sondern in Kindergarten“, den du ja auch thematisierst, haben wir schon in mehreren Kinderbüchern zur Kita-Eingewöhnung gefunden… Wie schön, dass du all diese Mythen so wunderbar widerlegt hast. Es wurde wirklich Zeit dafür. 🙂
Liebe Grüße, Jenni