Zitate von Emmi Pikler zur Kleinkindpädagogik

Emmi Pikler Zitate: den Kindern Zeit geben für eine freie Entwicklung

Im ersten Lebensjahr meiner großen Tochter besuchte ich mit ihr diverse Babykurse und traf dabei u.a. auf eine Mutter, die mir von einem Pikler-Kurs erzählte, an den sie gerade teilnahm. Später fand ich mehr über das Pikler-Dreieck* heraus – und wieder kam mir der Name über den Weg und erzeugte mein Interesse, mehr über Emmi Pikler herauszufinden.

Emmi Pikler war eine Kinderärztin aus Ungarn, die sich mit der Entwicklungsphysiologie beschäftigte. Sie wurde 1902 in Wien geboren, wo sie Medizin studierte und später darin promovierte. Gemeinsam mit ihrem Mann, der Pädagoge und Mathematiker war, interessierte sie sich dafür, Kindern in der Entwicklung freie Gestaltung und gesunde Bewegungen zu ermöglichen.

Zuerst studierte sie dabei die Entwicklung ihrer eigenen Kinder, später hielt sie Vorträge und schrieb Artikel und Bücher zu ihrem Herzensthema. Ein Klassiker ihrer Literatur ist das Buch „Lasst mir Zeit“*, indem es um die selbstständige Bewegungsentwicklung des Kindes geht.

Nach dem zweiten Weltkrieg begann sie, die Leitung eines Säuglingsheim in Budapest, dem Lóczy, das heute international als Pikler-Institut bekannt ist. Nach ihrem Tod im Jahr 1984 erhielt ihre Pädagogik ab den 1990ern auch im europäischen Ausland vermehrte Wahrnehmung, sodass das mittlerweile patentierte Pikler-Dreieck und die oben erwähnten Pikler-Kurse vielen Eltern bekannt sind.

Drei der schönsten und treffendsten Emmi Pikler Zitate, die den Inhalt ihrer Pädagogik so wunderbar darstellen, möchte ich hier vorstellen.

Emmi Pikler Zitate

Emmi Pikler Zitate

„Die Berührung ist das Fundament jeder Beziehung, der Beziehung zu anderen und zu sich selbst.“

Berührung in einer Zeit, wo Distanz nötig ist? Ich muss zugeben, in der aktuellen Situation stimmt mich dieses Zitat traurig. Denn Emmi Pikler hat recht: Berührung ist für uns alle und unsere Beziehungen fundamental wichtig.

Wie gerne würde ich Freunde und Familie ganz unbefangen umarmen und berühren können, wie das zuletzt Anfang letzten Jahres der Fall war. Aber ich weiß, dass das gerade keine gute Idee ist. Und meine Kinder wissen das auch.

Mein Aprilmädchen ist vor kurzem 3 Jahre alt geworden und hat damit bereits den zweiten Geburtstag während der Pandemie gefeiert. An die Zeit vor #Corona kann sie sich nicht mehr wirklich erinnern. Kita, Spielplatz, Freunde treffen – all das kennt sie nur im Kontext der Pandemie. Treffen finden größtenteils draußen und mit Abstand oder Maske statt, eine Berührung ist dabei meist keine gute Idee.

Und ich frage mich, was das mit unseren Kindern macht. Wird diese Generation Berührungen zu anderen Menschen außer der engsten Familien überhaupt wirklich kennen? Und wenn ja, werden sie das überhaupt wollen – nach so einer langen Zeit des Abstandhaltens?

Umso wichtiger ist es, dass wir als Familie Berührungen, kuscheln, tragen etc. vorleben – vor allem, wenn das teilweise nicht mal mit Oma, Opa oder der Lieblings-Erzieherin in der Kita möglich ist. Denn an der Wahrheit von Emmi Piklers Zitat zweifele ich nicht.

Wie geht ihr aktuell mit dem Thema Berührungen und Abstandhalten in Bezug auf eure Kinder um?

Emmi Pikler Zitate

„Beobachte! Lerne dein Kind kennen! Wenn du wirklich bemerkst, was es nötig hat, wenn du fühlst, was es braucht, dann wirst du es auch richtig behandeln, wirst du es richtig lenken, erziehen.“

Ich bin Mutter von mittlerweile drei Kindern und habe besonders nach der Geburt des zweiten Kindes festgestellt, wie unterschiedlich meine Kinder sind. Und nur weil ich bereits ein Kind habe, heißt das noch lange nicht, dass ich weiß, wie Muttersein „funktioniert“ und meine persönliche Gebrauchsanleitung dazu gefunden habe.

Nein, im Gegenteil. Alle Kinder sind unterschiedlich und haben individuelle Bedürfnisse, auf die wir als Eltern unterschiedlich eingehen müssen. Während das eine Kind schon länger in der Lage ist, sich selbst zu beschäftigen, mag das andere Kind am liebsten Dinge mit uns Eltern gemeinsam machen und alleine in ihrem Zimmer spielen ist gar nicht ihr Ding. Das dritte Kind wiederum mag aktuell nur schlafen, wenn sie auf mir oder ihrem Papa liegt oder in der Trage ist.

Jedes Kind ist anders. Und wenn wir uns nicht die Mühe machen, unsere Kinder wirklich zu beobachten, dann können wir auch nicht auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen.

Das mag anstrengend klingend, ist für mich aber gleichzeitig sehr beruhigend. Denn es ist für mich im Alltag nur sehr schwer möglich, alle drei Kinder gleich zu behandeln und zum Beispiel allen drei die genau gleiche „Exklusivzeit“ alleine mit Mama oder Papa zu ermöglichen. Zum Glück ist das auch gar nicht nötig, da sie alle drei unterschiedlich viel exklusive Aufmerksamkeit benötigen.

Ein Vergleichen mit den anderen Kindern – und noch mehr mit Kindern aus anderen Familien – ist gar nicht nötig, solange ich mein Kind gut kenne und sehe, dass es aktuell zufrieden ist.

Das Vergleichen hat mich früher oft gestresst. Wenn man es weg lässt, erleichtert das vieles. Vergleicht ihr eure Kinder mit den Geschwistern oder mit anderen Kindern? Wie erkennt ihr, was eure Kinder brauchen?

Emmi Pikler Zitate

„Ein Säugling fördert sich selbst von früh bis spät. Ihn zum Sitzen oder stehen aufzurichten ist nicht nur überflüssig, sondern schädlich.“

Geduld ist eine Eigenschaft, die ich in meinem Elterndasein erst lernen musste. Meine große Tochter hat lange gebraucht, bis sie begann, sich zu drehen, zu krabbeln oder gar zu stehen und laufen.

Viel länger als die anderen Kindern in ihrem Alter, die ich zu diesem Zeitpunkt in Babykursen und Krabbelgruppen beobachtet habe. Dafür hat sie am Ende früher besser gesprochen als viele andere gleichaltrige Kinder.

Manchmal mag es frustrierend sein, abzuwarten, bis das Baby beginnt, sich zu bewegen. Aber viele Entwicklungen sieht man von außen auch gar nicht, bevor die Prozesse im Gehirn abgeschlossen sind.

Und wenn wir die Geduld verlieren und das Kind einfach hinsetzen, obwohl es das noch nicht kann, schaden wir nicht nur seiner Wirbelsäule. Stattdessen fehlt dem Kind auch das Wissen, wie es zum Sitzen gekommen und der Erfolg, das Ganze selbst erreicht zu haben.

„Frühförderung“ von Kindern ist also nicht immer förderlich und sollte immer nur als Angebot angesehen werden. Ob das Kind daran Interesse hat und dabei mit machen möchte oder nicht, sollte man es selbst entscheiden lassen. Und auch Babys können kundtun, wenn ihnen etwas nicht gefällt, indem sie weinen. Das sollte man nicht ignorieren, finde ich.

Habt ihr versucht, eure Kinder zu fördern oder zur Bewegung anzuregen? Wie haben eure Kinder darauf reagiert?

Weitere Zitate zum bedürfnisorientierten Familienleben:

Neben Emmi Pikler Zitaten findet ihr hier noch weitere Zitate berühmter Persönlichkeiten:

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