[Werbung / Spielevorstellung / teilweise Rezensionsexemplare]
Vor kurzem schrieb ich darüber, dass das Spielen von Gesellschaftsspielen bei uns mittlerweile verhältnismäßig gut klappt mit drei Kinder in unterschiedlichem Alter. Und ein paar der Rückmeldungen, die ich dazu bekam, waren: „Das mit dem Spielen spielen klappt hier nicht so gut. Meine Kinder können so gar nicht verlieren.“
Ja, das kann ich absolut nachvollziehen. Natürlich klappt das auch hier nicht immer. Und eines meiner Kinder mag auch gerade gar nicht verlieren, sodass auch ihre Schwestern sie teilweise gewinnen lassen oder die Regeln ändern, damit sie nicht verliert und dann vor Enttäuschung schreit, weint und tobt.
Aber, kommen dann wieder die Einwände, dann lernt das Kind doch nicht, dass man im Leben nicht immer gewinnen kann. Oder: man muss auch lernen mit Enttäuschungen klarzukommen. Ja, mag sein, das Leben ist kein Ponyhof, ich weiß. Aber es ist doch nur ein Spiel, denke ich mir, und im Leben gibt es noch oft genug Enttäuschungen oder Misserfolge, mit denen die Kinder klar kommen müssen. Daher finde ich persönlich das Gewinnen lassen überhaupt nicht schlimm.
Und wisst ihr, was bei uns noch viel besser ankommt, als der Streit ums Gewinnen? Kooperative Kinderspiele – bei denen es also im Gegensatz zu den gängigen kompetitiven Spielen nicht darum geht, dass ein Spieler gewinnt, sondern dass alle Spieler als Team gewinnen, sei es zum Beispiel gegen einen Geist oder gegen die Zeit.
Dass das Kindern gut tut, schreibt auch Nicola Schmidt in ihrem Buch „Geschwister als Team“ zum Thema Richtig spielen:
Kompetitive Spiele sind eine lustige Idee unserer Leistungsgesellschaft und machen Spaß, solange man nur ein Kind hat – weil man es quasi beliebig verlieren oder gewinnen lassen kann (meistens lassen wir es gewinnen). […] Spiele, bei denen es darum geht, dass nur einer gewinnen kann, gibt es in vielen, vor allem kooperativ orientierten Kulturen gar nicht. Am besten für Geschwister sind Spiele, bei denen die Kinder nur gewinnen können, wenn sie sich zusammentun, zusammenhalten, zusammen stark sind.
Nicola Schmidt, „Geschwister als Team“, S. 172
Teamfähigkeit ist doch am Ende ein mindestens genauso wichtiger Soft Skill (oder vielleicht sogar ein noch wichtigerer?) wie die Fähigkeit mit Enttäuschungen umzugehen. Aus diesem Grund möchte ich hier nun unsere liebsten kooperativen Kinderspiele vorstellen:
Kooperative Kinderspiele – welche dieser Spiele wir besonders lieben:
Schnappt Hubi von Ravensburger*

Spielaufbau und Aufmachung: beim ersten Öffnen gibt es ein bisschen was aufzubauen, das Spielfeld muss im Karton befestigt werden und der Kompass benötigt eine Batterie, danach kann man recht schnell anfangen zu spielen.
Altersgruppe und Spielerzahl: für 2-4 Spieler*innen ab 5 Jahren. Spieldauer: 15-30 Minuten.
Spielprinzip: Hubi, das Gespenst, hat den Hasen und Mäusen ihr Essen geklaut. Daher machen sich die Tiere gemeinsam auf den Weg ins Spukschloss, um Hubi zu fangen und ihr Essen zurück zu bekommen. Leider kennen sie sich im Haus nicht aus. Doch die Hausbewohner und der Kompass helfen ihnen bei der Orientierung und geben Tipps, wo Hubi zu finden ist. Sobald sich zwei Spieler*innen in dem Raum befinden, in dem Hubi sich versteckt hat, ist Hubi gefangen und das Spiel ist gemeinsam gewonnen.
Über das Spiel:
Das Spiel ist ab 5, unsere Vierjährige spielt es aber auch schon ohne größere Probleme mit. Sie braucht nur manchmal noch ein paar Hilfestellungen zur Orientierung, in welche Richtung sie den Kompass drücken oder gehen sollte. Es gibt mehrere Schwierigkeitsgrade, bisher haben wir meist nur die leichteste Version gespielt – vor allem, wenn die Vierjährige mitgespielt hat.
Die Siebenjährige hat das Spiel auch schon öfter mit Freund*innen alleine gespielt. Da der Kompass ihnen alles vorgibt, was sie zu tun haben, klappt das wunderbar. Was ich für meine Ohren sehr angenehm finde: der Kompass hat zwei Lautstärke-Stufen und ich bin froh, wenn die Kinder auf der leiseren Stufe spielen können – oder mit der höheren Lautstärke in ihren Zimmern (und geschlossener Zimmertür) spielen.
Unser Fazit: ein wirklich liebevoll gemachtes Spiel, das den Titel „Kinderspiel des Jahres“ (2012) absolut verdient gewonnen hat.
Honigtöpfchen aus dem AMIGO Spiele Verlag*

Spielaufbau und Aufmachung: ein tolles Spiel in kleiner Größe, das schnell aufgebaut und gespielt werden kann.
Altersgruppe und Spielerzahl: für 1-4 Spieler*innen ab 5 Jahre. Spieldauer: ca. 15 Minuten.
Spielprinzip: die Bienen wollen Nektar einsammeln und daraus Honig herstellen. Doch der Herbst naht und das erste Laubblatt beginnt zu fallen. Haben die Bienen es geschafft, allen Nektar zu sammeln, bevor das Blatt den Boden erreicht, ist das Spiel gemeinsam gewonnen.
Über das Spiel:
Das Spiel ist ab 5 und unsere Vierjährige, die sonst immer schon gerne Spiele mit der großen Schwester mitspielt, hat das Spielprinzip „im Kreis laufen und auf den Blüten landen“ zwar direkt verstanden, aber die Taktik, mit der richtigen Biene auf die passenden Blüte zu hüpfen, war für sie noch etwas zu schwer. Dementsprechend ist das angegebene Alter in diesem Fall auch nicht so hoch gegriffen, wie ich finde. Und da bei uns die Siebenjährige den Anspruch hat, den Bienen zu helfen und schneller zu sein als das Laubblatt, ist ein wenig Taktik und Absprache der Spieler*innen untereinander notwendig.
Trotzdem ist es natürlich nicht immer möglich, zu gewinnen. Aber das ist ja das schöne an einem solchen kooperativen Spiel: man gewinnt gemeinsam und man verliert auch gemeinsam. Und für den Fall der Fälle gibt es auch noch eine leichtere Variante, bei der das Herbstblatt etwas langsamer herunter fällt.
Unser Fazit: Ein schönes Spiel, das Kindern gleichzeitig die Jahreszeiten in der Natur, den Lauf der Zeit sowie Teamwork nahe bringt.
Ratz Fatz auf den Pferdehof von HABA*

Spielaufbau und Aufmachung: ein kleines und kompaktes Spiel, das schnell aufgebaut ist, um es „mal eben kurz“ zu spielen und sich auch super zum Mitnehmen oder für unterwegs eignet.
Altersgruppe und Spielerzahl: für 1-6 Spieler*innen ab 3 Jahren. Spieldauer: 5-10 Minuten.
Spielprinzip: Was ich an HABA mag, ist, dass es viele Spiele gibt, die man in mehreren Varianten und mit den unterschiedlichsten Regeln spielen kann. Das ist auch hier der Fall. Es ist also direkt eine Mini-Spielesammlung im kleinsten Format.
Über das Spiel:
Da es hier um kooperative Kinderspiele geht, berichte ich hier auch nur über die Spielvariante, die kooperativ gespielt werden kann. Wie gesagt, gibt es aber noch einige weitere Varianten, die teilweise auch allein, also nur für eine*n Spieler*in, gespielt werden können.
In der Spielvariante „Lauf, Esel, lauf!“ (für 1-4 Kinder ab 4 Jahren) geht es darum, dass der Esel schneller als die Pferde im Ziel ankommen soll. Alle Spieler würfeln reihum, je nach Farbe des Würfels wird ein Pferd oder der Esel nach vorne bewegt.
Zum Glück hat der Würfel zweimal die graue Farbe für den Esel und jeweils einen weißen, braunen und schwarzen Punkt für die verschiedenfarbigen Pferde. Außerdem kann auch noch ein Fragezeichen gewürfelt werden, dann muss ein Pferd ein Feld nach vorne ziehen. Ist der Esel als Erster im Ziel, ist das Spiel gewonnen.
Ein kooperatives Kinderspiel für die Allerkleinsten: Tempo, kleine Schnecke! von Ravensburger*

Spielaufbau und Aufmachung: schnell aufgebaut, sehr übersichtlich und stabile Spielfiguren aus Holz.
Altersgruppe und Spielerzahl: für 2-6 Spieler*innen ab 3 Jahren (wobei die Einjährige das Spiel bei uns mittlerweile auch schon mitspielt). Spieldauer: 10-15 Minuten.
Spielprinzip: ein einfaches Spiel mit wenigen übersichtlichen Regeln, das auch für kleinere Kinder gut geeignet ist: Sechs verschiedenfarbige Schnecken wollen übers Spielfeld bis zu ihrem jeweiligen Salatblatt kriechen. Gewürfelt wird reihum.
Über das Spiel:
Dieses Spiel gibt es schon so lange, dass ich mich daran erinnern kann, es schon in meiner Kindheit gespielt zu haben – sowohl zu Hause als auch im Kindergarten. Damit gilt es dann wohl schon als Spieleklassiker, würde ich sagen.
Wahrscheinlich ist es damit auch älter als der Begriff „kooperative Kinderspiele“, denn das wird nirgendwo auf dem Spiel oder in der Spielanleitung erwähnt. Da alle Spieler*innen gemeinsam spielen und keinem eine Schneckenfarbe zugeordnet ist, halte ich es aber trotzdem definitiv ein kooperatives Kinderspiel. Und das wirklich für die Allerkleinsten: die bald Zweijährige spielt das Spiel auch schon mit, auch wenn sie noch nicht ganz versteht, welche Schnecke jetzt nach vorne gezogen wird, aber am liebsten würfelt sie einfach mit den bunten Farbenwürfeln.
Bei uns haben die Kinder das Spiel auch schon so gespielt, dass die Kleinste immer würfeln darf, da sie die Würfel ja so ungern aus der Hand gibt. Und die beiden Großen haben dann abwechselnd die Schnecken nach vorne gezogen. Eine andere Art von Kooperation als das Spiel eigentlich vorgesehen hat, aber das stört ja niemanden. Hauptsache ist ja, dass sie sich einig werden und zusammen spielen.
Kooperative Kinderspiele: unser Fazit
Verlieren können müssen Kinder in unserer Gesellschaft lernen – keine Frage. Aber wie und in welchem Alter ist eine andere Frage. Vor allem für jüngere Kinder mit einer niedrigen Frustrationstoleranz sind kooperative Kinderspiele wunderbar geeignet, um Regeln zu lernen, ohne Frust erleben zu müssen.
Aktuell hat hier jedes Kind ihr eigenes Lieblingsspiel: die Einjährige spielt am liebsten „Tempo, kleine Schnecke“*, der Favorit der Vierjährigen ist „Schnappt Hubi“* (auch weil sie so gerne die Knöpfe am Kompass drückt) und die Siebenjährige mag das Prinzip mit den Bienen und dem Honig machen aus „Honigtöpfchen“* sehr gerne.
Mehr zum Thema Gewinnen und verlieren können:
- Gehört im Podcast Mit Kindern leben zum Thema Gesellschaftsspiele: einige eigentlich kompetitive Spiele z.B. Scotland Yard lassen sich per App in einer kooperativen Variante gegen den Computer / das Tablet spielen, sodass die gemeinsamen menschlichen Spieler*innen ein Team bilden müssen.
- Wie wir als Eltern damit umgehen können, wenn unsere Kind nicht gut verlieren können: darüber spricht auch Katia Saalfrank in ihrem Familienrat-Podcast.
- Susanne Mierau in ihrem Blog Geborgen-Wachsen.de über das Für und wider, wenn wir Erwachsenen die Kinder (absichtlich) gewinnen lassen und über kooperative Spiele
Disclaimer: Ein paar der hier vorgestellten Spiele haben wir als Rezensionsexemplare von den jeweiligen Spiele-Verlagen erhalten, die meisten haben wir aber selbst gekauft. In jedem Fall handelt es sich bei der Vorstellung und Rezension der Spiele um unsere persönliche Meinung.
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